Wenn eine solide Lösung zum Läutern suchst, die außerdem auch größere Sude verkraftet und wärmeisoliert ist, dann ist die Läuterkiste mit geschlitztem Kupferrohr eine beständige und robuste Lösung.
Einkaufsliste
Was? | Wieviel? | ca. EUR |
---|---|---|
Plastikbox mit Deckel, z.B. "Slugis" (Ikea) | 1 | 20, |
Grobspanplatte (OSB), 12 18mm stark | 1 2 qm | 10, |
Dachlatten, gehobelt | 2 3 m | 3, |
Polystyrolplatte 40mm | 1 2 qm | 10, |
Kupferrohr 22mm | 5 m | 35, |
T-Stücke für Cu-Rohr (22mm) | 5 7 | 10, |
Bogen 90° für Cu-Rohr (22mm) | 4 5 | 5, |
Kugelhahn 1/2" mit Auslauf | 1 | 10, |
Gewindenippel 1/2" | 1 | 2, |
Lötmuffe 22x1/2" | 2 | 2, |
Dichtungsring 1/2" | 1 | 0,20 |
Hahnverlängerung, Messing, 1/2" x 80mm | 1 | 4, |
Schrauben oder optional: Möbelverbinder und Holzdübel | nach Bedarf ca. 10 |
Werkzeug
- Metallbügelsäge
- Evtl. Puksäge
- Lötzubehör
- Schrauben
- Kunststoffbohrer 3mm
- Lochfräse
- Holzraspel
- (Halb)rundfeile
- Ggf. Stich-/Handkreissäge
Wenn Dir einfache Lösungen wie die Läutertonne aus welchen Gründen auch immer nicht ausreichen und du etwas Solideres basteln willst, dann ist eine Läuterkiste mit geschlitztem Kupferrohr, wie sie Alex (danke für Bilder und Zeichnungen!) seit Jahren in Betrieb hat, eine beständige und robuste Lösung.
Die Größe kannst Du nach Bedarf festlegen, die "Slugis"-Box (lebensmittelecht) gibt es bei Ikea in verschiedenen Größen - bis 85 Liter Fassungsvermögen. In dieser Anleitung gehe ich mal von diesem Maximalfall aus, weil er unwesentlich mehr kostet und auch etwas größere Sude noch gut verkraftet.
Funktionsweise
Das Prinzip ist simpel und genial. Rund um die Plastikbox wird eine Kiste aus der allgemein besonders feuchtigkeitstoleranten Grobspanplatte gezimmert, zwischen Holz und Plastik kommen zur Isolierung Polystyrolplatten und am Boden der inneren Wanne laufen geschlitzte Kupferrohre, die die Würze aus dem Treber sammeln und durch die Behälterwand nach außen leiten, wo der Abfluß mit einem Hahn geregelt wird.
Vorbereitung
Plane vor dem Einkauf, welche Kistengröße es werden soll. Berechne dann unter Berücksichtigung der Isolierplatten die nötigen Abmessungen der Holzbauteile für die äußere Kiste. Achte darauf, daß du die Grundplatte so bemißt, daß die Seitenwände auf ihr "stehen" können.
Da die Plastikwanne leicht schräge Wände hat, muß die innere Isolierung unten dicker sein als oben. Das machst Du, indem du unten eine doppelte Isolierwand einplanst und oben nur eine einfache oder die Seitenwände bzw. die Dämmplatten schräg anbringst.
Mit den Maßen für Holz und Polystyrol kannst Du dir die nötigen Teile im Baumarkt zuschneiden lassen. Da man sich im Vorfeld auch schon mal verrechnen kann, ist es ideal, wenn Du mit einer Stich- oder Handkreissäge vor Ort auf Maß arbeiten kannst.
Willst Du die Kiste besonders stabil bauen, kannst Du mit Möbelverbindern und Holzdübeln arbeiten. Diese Art der Verbindung bei den Seitenwänden kennst Du sicher vom Montieren fertig gekaufter Regale, Schränke oder sonstiger Aufbaumöbel; sie erfordert Spezialwerkzeug wie etwa Forstnerbohrer sowie etwas Vorwissen - mit etwas Begabung reicht ein analytischer Blick auf ein noch nicht montiertes "Billy"-Regal. Aber: Schrauben geht auch. Sehr nützlich sind auch Dachlatten als Konstruktionsholz, sie geben der Kiste etwas mehr Stabilität.
Das Löten von Kupferrohren sollte für Dich ebenfalls kein Neuland sein (siehe Tips).
Und so wird's gemacht
Dieses Läutersystem besteht aus drei Teilen: Dem Bottich an sich, bestehend aus der Holzkiste samt Isolation und innerer Wanne, dem Rohreinsatz sowie dem Ablauf samt Hahn.
Der Bottich
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Verbinde die zugeschnittenen Holzplatten mittels Schrauben bzw. Möbelverbindern und Holzdübeln zur äußeren Kiste. Die obere Platte wird natürlich nicht festgeschraubt, sondern bildet den abnehmbaren Deckel.
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Passe die Dämmplatten von innen ein.
Die Wanne wird jetzt hineingestellt. Wenn Du richtig gearbeitet hast, steht sie schön fest in der Kiste, das Maischegewicht tut später sein Übriges.
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Nun muß ein Loch durch die Stirnseite. Da das Polystyrol der inneren Wanne spröde ist, ist hier besondere Vorsicht angebracht. Eine Lochfräse muß sauber und scharf arbeiten, sonst gibt es Bruch. Besser ist es, das Loch (Durchmesser ist der des Gewindenippels, der später durchgesteckt wird) vorzuzeichnen, mit einem kleinen Kunststoffbohrer punktuell vorzubohren und die Stege mit einer heißen Klinge wegzuschmelzen. Grate können dann mit einer abgerundeten Feile vorsichtig geglättet werden.
Einfacher ist der Rest des Lochs; von innen wird an der richtigen Stelle mit der Lochfräse nach außen gearbeitet. Dieses Loch sollte etwas größer sein, damit auch die Kontermutter, die ja direkt gegen die äußere Wand der inneren Wanne kommt, auch Platz findet.
Die Rohre
Für die Anordnung der Rohre gibt es verschiedene Ansätze. Alex führt in seinem Modell das Ablaufrohr nach oben weg und erst dann zum Hahn. Der Vorteil hier ist, daß möglichst viel Grundfläche mit geschlitzten Rohren bedeckt ist. In der zweiten möglichen Anordnung gibt es einen etwas größeren "blinden" Bereich, dafür aber eine niveaugleiche Ableitung der Würze.
Allen Varianten ist gemein, daß die quer verlaufenden "Sammelrohre" aus passenden kurzen Rohren sowie Bögen und T-Stücken fest zusammengelötet werden (im Bild verbunden bzw. rot markiert), die geschlitzten Längsrohre sowie der zweiteilige Ablaufhahn hingegen nur bei Bedarf mit den Sammelrohren zusammengesteckt werden. Zwar ginge es auch anders, aber bei einer komplett verlöteten Drainage wird das Reinigen unnötig erschwert.
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Säge dir je nach geplanter Größe deines Bottichs ausreichend viele Längsrohre zurecht.
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Säge wie in der Abbildung möglichst viele schräge Schlitze in die Längsrohre. Mit einer Puksäge ist das besonders aufwendig, aber gleichwohl sehr präzise machbar. Achte drauf, daß du maximal knapp die Hälfte des Rohrdurchmessers besägst, sonst macht es vielleicht "knacks" und du mußt mit einer Lötmuffe reparieren. Die Muffen eignen sich auch prima, um Rohrreste zu verwerten. (Im Bild grün.)
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Erstelle die Sammelrohre aus den Bögen und T-Stücken, indem Du sie mit den vorbereiteten Verbindungsrohren zusammenlötest.
Der Ablauf mit Hahn
Der Hahn wird jetzt entsprechend der Konstruktionszeichnung von innen nach außen zusammengebaut:
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Auf der späteren Behälterinnenseite wird das zurechtgelängte Rohr, das in den Drainageeinsatz gesteckt wird, auf die Lötmuffe gesteckt.
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Nun wird der Gewindenippel mit der aufgeschraubten Kontermutter in die Lötmuffe eingedreht. Dichtungsring nicht vergessen!
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Die in der Zeichnung abgebildete Kontermutter ist nichts anderes als eine weitere, hier: abgelängte Lötmuffe. Sie gibt dem Ablaufrohr den nötigen Halt an der Wannenwand.
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Mittels der Messingverlängerung wird nun die Distanz bis außerhalb der Holzkiste überbrückt. Hier wird zuletzt der Hahn und ggf. der folgende Abfluß angebracht.
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Vor dem ersten Arbeitseinsatz solltest Du auf jeden Fall das gesamte System einer Dichtigkeitsüberprüfung mit Wasser unterziehen und ggf. die Dichtungen noch einmal neu anbringen.
Und so sieht der fertige Hahn zerlegt und montiert aus (Anklicken öffnet eine druckbare PDF-Datei).
Fazit und praktischer Einsatz
So schön kann Läutern aussehen! Keine Windel, keine Eimer (außer ggf. zum Auffangen der geläuterten Würze natürlich). Und Dank guter Isolation ist eine gute Ausbeute sicher. Auf keinen Fall die einfachste oder billigste Lösung, aber dafür "hat man dann was Eigenes". Und etwas, das eine Weile hält.
Ich durfte mich von den Vorzügen dieser Kiste schon an einigen Brautagen überzeugen, es macht wirklich Spaß damit zu arbeiten. Anders als abgebildet würde ich lediglich die Schlitze der Längsrohre im Betrieb in Richtung Boden drehen, entsprechend den Löchern im Hopfenseiher.
Viel Spaß beim Nachbauen!
Aus Slugis mach Samla
Neuer Läuterbottich aus Samla-Kiste macht ein Maischevolumen von mehr als 130 Litern möglich, Kurzbeschreibung: [artikel]66244[/artikel]
Gruß, Alex.
Hier könnte meine Signatur stehen
Link
Die Artikelcodes gehen leider nur im Forum. Hier ist die Anleitung.
Besser Bier brauen!