Was soll das alles, und wie kam es zu diesem Portal? Warum sollte man sich zwölf Stunden Arbeit für ein paar Liter Bier machen, wenn man die auch bequem und billig kaufen kann?
Bier mochte ich schon immer gern. Natürlich nicht direkt von Kindesbeinen an, das erste (heimlich in einer Garage) schmeckte (wohl auch, da von des Freundes Eltern ungekühltem Dosenvorrat entnommen) grauenhaft. Vielleicht war es gerade dieses Erlebnis, das mich bei späteren Versuchen darauf achten ließ, was genau ich mir da einschenkte und warum das eine schmeckt und das andere nicht.
Kurz gesagt: Die billige Massenware konnte mich schon damals bestenfalls für einen halbstarkenüblichen Rausch begeistern und auch das nicht besonders oft. Und die damals gerade aus der beginnenden Not des Braugewerbes geborenen und beliebig austauschbaren "Premiumbiere", die vor allem nach Wasser und Kohlensäure schmeckten, machten mir (damals vor allem im Wortsinn) Kopfschmerzen.
So habe ich schon immer gerne unbekannte und ausländische Sorten probiert, mich nach Spezialitäten umgesehen und auch nach deutschen Maßstäben unreine Zutaten wie Reis oder Mais mit Interesse verkostet. Auch, wenn man die zu jener Zeit nur mit Glück oder Suchfleiß bekam. Endgültig prägend war schließlich ein Gastaufenthalt in Bayern. Erstmals war ich mit Dorf- und Klosterbrauereien konfrontiert, die mit geringstem Maschinenaufwand auf kleinstem Raum auf traditionelle Art Biere herstellen, die nach etwas schmecken.
Die Rückkehr in die preußische Bierwüste, die sich fortan nur noch mit Importware ertragen ließ, und ein vom damals aufkommenden Heimkauffernsehen feilgebotenes Set zum ganz einfachen Herstellen von Bier in wenigen Stunden ließ mich im Internet recherchieren, über ein damals noch recht überschaubares Bierbrauforum stolpern und letztlich den Entschluß fassen: Anstelle des dubiosen Teleshopping-Brausets wurde Zubehör aus dem Fachhandel geordert und losgebraut.
Als das Resultat des ersten Versuchs unerhört gut schmeckte und alles bisher getrunkene Bier in den Schatten stellte, stand fest: Das hier wird nicht nur Dein neues Hobby, ab jetzt hast Du eine Mission! Es folgten etliche Brauexperimente, die Übernahme und der Ausbau jenes Forums zu einer umfangreichen Wissens- und Erfahrungsfundgrube und schließlich der Umbau des Hobbybrauer-Forums zum ständig wachsenden redaktionell geprägten Angebot brauherr.de.
Lohnt sich das?
Das ist wohl die bedrückendste Frage, die einem leidenschaftlichen Hobbybrauer immer wieder gestellt wird. Bedrückend, weil die Fragenden dabei fast immer an den finanziellen Aufwand denken, und da lautet die Antwort, sofern man den Arbeitsaufwand und einen gewissen qualitativen Anspruch mit einkalkuliert und den Vergleich zu billigstem Diskonterbier anstellt:
Nein, es lohnt sich nicht.
Es lohnt sich jedenfalls genau so wenig, wie sich das Selberbacken von Brot lohnt, wenn man mit den billigst gebackenen Getreideprodukten aus dem Diskonter zufrieden ist oder nicht nachvollziehen kann, warum mancher für 500 Gramm frischer Pasta aus dem Feinkostgeschäft fünf Euro bezahlt, während es das Kilo Trockenware im Supermarkt ab 50 Cent gibt.
Mit Hausbrauermitteln und unter Berücksichtigung des Zeitaufwands wirst Du (obwohl beim Selberbrauen auch keine Unsummen draufgehen müssen) gegenüber Billigstbier aus Plastikflaschen kaum je etwas sparen können.
Und es lohnt sich natürlich doch!
Es macht mich persönlich traurig, daß für Wein (nicht, daß ich etwas gegen guten Wein hätte!) ohne weiteres mehrstellige Europreise akzeptiert und bezahlt werden, während Bier grundsätzlich erstmal als primitives Rauschmittel gilt, das am besten zu lärmenden Fußballrowdys paßt und möglichst nichts kosten soll. Es motiviert mich aber auch immer wieder, weiter an diesem Projekt zu arbeiten und Begeisterung für gelebte Bierkultur zu wecken.
Denn: Wer einmal ein wirklich herausragendes, handwerklich gebrautes und naturbelassen ausgeschenktes Hausbrauerbier genießen durfte, das vielleicht sogar aus nicht alltäglichen Zutaten hergestellt wurde, weiß: Das, was für acht Euro je Kasten im Getränkemarkt zu haben ist, ist genau so weit entfernt von gutem Bier, wie kristallklare Bergseen von echter Biervielfalt. Und wer erst einmal gelernt hat, sich sein individuelles Lieblingsbier nach eigenen Wünschen maßgeschneidert selbst herzustellen, wird davon selten wieder ganz ablassen.
In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem Informationsangebot auf brauherr.de, viel Erfolg beim eigenen Experimentieren und
allzeit gut Sud!