Es fehlt nicht viel und man könnte sagen: Rodja alias desateur hat das Bier schon im Fläschchen bekommen. Immerhin: Schon in frühen Teenagerjahren gehörte sein Durchlaufkühler auf jede Feier wozu er ihn notfalls auch schon mal in den Koffer packt und mit ins Zugabteil nimmt.
Verwöhnt vom berühmten Schwarzwaldbier mit dem Tannenzapfenmädchen führte ein bildungsbedingter Umzug gen Nordwesten zu einem sensorischen Kulturschock: Warum man dort für alkoholisiertes Sprudelwasser, das nur am Etikett als angebliches Pils zu erkennen ist, teures Geld bezahlt, vermochte Rodja schlicht nicht nachzuvollziehen. So dauerte es nicht mehr lange, bis im Oktober 2008 ein Einmachtopf zur Sudpfanne und die zu zweit genutzte Studentenküche zum Sudhaus umgewidmet waren. Nicht ganz unschuldig soll daran ein gewisses Internetportal gewesen sein: Ich fand die Vorstellung schon immer reizvoll und habe auf der Seite hier und im Forum die nötige Unterstützung bekommen um diese Idee in die Tat umzusetzen.
Heraus kamen beim ersten Versuch 20 Liter Märzen vom besonders für Einsteiger höheren Aufwand für untergäriges Brauen ließ sich Rodja zu keinem Zeitpunkt abschrecken: Ich steh' auf untergärig, sagt er, und das merkt man sofort. Denn was er zusammen mit seiner Freundin, die nicht nur ebenfalls vom Ergebnis schwärmt, sondern auch bei der Herstellung tatkräftig mithilft, schon nach wenigen Versuchen ins Glas schenkt, läßt so manches professionelle Produkt nicht nur optisch alt aussehen.
Es kam, wie es in solchen Fällen immer kommt: Alsbald fanden sich immer mehr Begeisterte, die fortan allen Premium-Fernsehbieren den Rücken kehren wollten, und der Ausstoß von 20 Litern hätte selbst bei täglichem Brauen die Nachfrage nicht mehr befriedigt. So wurde nicht lang gefackelt: Der Einkochtopf wurde zu klein, also bin ich binnen zwei Wochen in die Hektoliterklasse umgestiegen. Mit der neuen Anlage lassen sich nun je nach Stärke zwischen 90 und 100 Litern brauen.
Stolz ist Rodja auf die Eigenleistung: Das meiste ist selbst zusammengebaut und nicht fertig gekauft. Und das, obwohl sich das Beschaffen der Bauteile bisweilen schwierig gestaltete. Würde er heute etwas anders machen? Ich würde sofort mit Faßgärung beginnen. Ich finde die Flaschengärung umständlich und nervig. Richtige Probleme hatte ich mit den Nachrüst-Bügelverschlüssen, die man an normalen Flaschen befestigen soll. Diesen Kauf bereue ich besonders.
Alles in allem aber ist der Jungbrauer hochzufrieden mit seiner heutigen Ausrüstung: Allen, die ebenfalls mit dem Gedanken ans Selberbrauen spielen, kann ich nur empfehlen, es zu probieren! Denn nicht nur mit dem Geschmack des Hausbräus sind seine Freundin und er glücklich: Meine Brauanlage verbindet Leute!
Platz ist in der kleinsten Küche: Rodjas erste und nach kurzem überlastete Brauanlage. Rechts im Bild: Der Gegenstromkühler.
Gut isoliert muß so ein meist etwas schwachbrüstiger Suppen- und Glühweintopf schon sein, wenn damit ordentlich gebraut werden soll.
Mit einem solch formschönen Maischeholz rührt man gerne von Hand...
...vor allem, wenn man(n) es einem ebenso attraktiven Rührwerk überlassen kann.
Sisyphos wäre stolz: So ordentlich kann man einen Läuterbottich, Modell Oskartonne perforieren.
Was für ein Vergleich zum Einsteigermodell. Mit diesem Kaliber läßt sich auch für größere Feiern problemlos vorsorgen...
...vor allem, wenn die knapp 100 Liter Würze auf solidem Fundament vor sich hinbrodeln. Da sage noch mal jemand was von Elefanten und Porzellanläden.
Es ist offensichtlich: Hier bohrt einer gern, und zwar keine dünnen Bretter, sondern einen Hopfenseiher, Typ Schwanenhals.
Praktisch und gut: Das 120-Liter-Mostfaß aus dem Baumarkt.
Einzig der Gegendruckfüller will noch nicht so recht: Das Ausgleichsventil bedarf noch der Optimierung.
Dafür existiert jedoch bereits eine Vorlage für Flaschenetiketten.
Das Ergebnis: Schmeckt tatsächlich noch besser, als es aussieht. Prost!
Vielen Dank an Rodja für die Teilnahme, Rede und Antwort sowie vor allem für diverse schmackhafte Kostproben seiner Braukunst.