Bei aller fast immer berechtigten Kritik an käuflichen Bieren, wir wissen es, gibt es natürlich einige Ausnahmen, für die man auch als gestandener Hobbybrauer dann und wann gerne etwas Geld auf den Ladentisch legt, sei es um der Inspiration für eigene Schöpfungen Willen oder einfach aus Appetit. In meinem Fall gehört zu diesen Ausnahmen, neben vielen kleinen, aber eben gewerblichen Hausbrauereien unter anderem auch das Bier einer Badischen Staatsbrauerei. Nun schreibe ich diesen Artikel nicht, um hier Werbung für einen landeseigenen Betrieb und dessen fraglos gute Produkte zu machen, sondern weil ich euch einen zumindest für mich erstaunlichen Schriftwechsel nicht vorenthalten möchte.
Zum besseren Verständnis sei noch rasch erklärt: Die Brauerei verkauft ihre Biere - Pilsner und Export - in Halb- und Drittelliterflaschen. Die großen Flaschen sind mit schlichten Kronkorken verschlossen und mit Hals- und Bauchetiketten aus Papier beklebt, auf denen vor allem der Name der Brauerei sowie die Bezeichnung der jeweiligen Biersorte steht und die mit einer seit vielen Jahrzehnten bekannten und über die Grenzen des Badischen hinaus zu einiger Popularität gelangten, gezeichneten weiblichen Werbefigur illustriert sind. Die kleinen Flaschen, die es im Sechserpack gibt, weisen auf ihren Etiketten aus langer Firmentradition zusätzlich einige ebenfalls gezeichnete Tannenzapfen aus sowie, daran und wohl im weitesten Sinne an die Form und kleine Größe der Flasche angelehnt, die Bezeichnung "Eis-" bzw. "Tannenzäpfle". Am deutlichsten unterscheiden sich die kleinen Flaschen von den großen durch eine Halsschärpe aus metallischer, sibrig- bzw. goldfarben glitzernder Folie, wie sie bei praktisch allen anderen mir bekannten Brauereien (abgesehen höchstens von der, die sich bekanntlich im Keller der Dresdner Semperoper befindet) seit Jahren aus, so stets die offizielle Verlautbarung, Umweltschutzgründen gestrichen ist. Wenn nicht ersatzlos, dann doch wenigstens im Austausch gegen ein entsprechend glitzernd bedrucktes Papieretikett um den Hals.
Da ich, wie gesagt, das Bier dieser Brauerei schätze, außerdem selbst ein wenig Badischer Staatsbürger war und bin (ersteres auf dem Papier, letzteres genetisch und im Herzen) und schließlich zu den nervigen, weil neugierigen Konsumenten gehöre, frug ich also einfach mal nach. Bzw.: Ich bat mir etwas mehr Umweltschutz aus:
Laßt doch bitte diese unnötige und unzeitgemäße Halsfolie aus goldenem Glitzerzeug weg. Solchen Verpackungsschnickschnack hat euer wirklich erstklassiges Bier doch nun wirklich überhaupt nicht nötig. Und ihr würdet, nebenbei, dem Aufdruck auf dem Papp-Sechserträger ("umweltfreundliche Mehrwegflasche") noch viel gerechter. (...) Ein gutes Bier braucht keinen glitzernden Verpackungsschnickschnack.
Mit einer Antwort, die mir zu erklären versucht, warum alles so wie es ist auch richtig ist, habe ich als erfahrener kritischer Konsument natürlich gerechnet - und wurde dennoch überrascht:
[...] Ihren Vorschlag, die Aluminiumfolie an unseren Zäpfle-Flaschen wegzulassen möchten wir jedoch nicht aufgreifen.
Gerne erläutern wir Ihnen die Gründe, warum wir an den so genannten Faltakapseln an den Zäpfle-Flaschen festhalten möchten.
[Die ...] Faltakapsel [ist] ein wichtiges Element der Flaschengestaltung dass bereits seit der Einführung des [...] Tannenzäpfle im Jahr 1956 zu unserem Produkt gehört. In einem so wettbewerbsintensiven Markt wie dem Biermarkt ist es unerlässlich, dass die Kunden "Ihre" Biermarke schnell und leicht wieder erkennen. Die Veränderung der seit 1956 bestehenden Flaschengestaltung würde das Gegenteil bewirken.
Die Verwendung von Aluminium ist aus unserer Sicht aber auch aus ökologischen Gründen vertretbar. So lässt sich Aluminium bekanntlich ohne Qualitätsverlust mit geringem Aufwand immer wieder recyceln. Wir empfehlen unseren Kunden daher, die Faltakapseln an unseren Flaschen zu belassen, damit diese zurück in die Brauerei kommen und wir sie dem Recycling zuführen können. Immerhin über 50% unserer Kunden folgen dieser Empfehlung. Da die Faltakapseln lediglich an den Flaschenhals angedrückt werden ist der Einsatz von Klebstoffen nicht notwendig.
Die Reste, die dann noch an den Flaschen verbleiben haben für uns einen ökologischen Vorteil, da die Brauerei [...] eine der ganz wenigen deutschen Brauereien ist, die eine betriebseigene, vollbiologische Kläranlage betreibt. Für die optimale Funktion dieser Kläranlage sind so genannte Aluminatverbindungen erforderlich. Die an den Flaschen verbliebenen Aluminiumreste reagieren dem Reinigungsmittel in unserer Flaschenwaschmaschine zu diesen Aluminatverbindungen, die zu den belegbar guten Klärergebnissen unserer Kläranlage führen. Ein Verzicht auf die Flaschenhalsfolien würde den Zukauf von Aluminatverbindungen erforderlich machen.
Wir hoffen, dass unsere Argumentation Ihnen belegen kann, dass die Verwendung der Faltakapsel sowohl aus ökonomischen als auch ökologischen Blickwinkeln vertretbar ist und ein Verzicht auf die Faltakapsel für uns unter Berücksichtigung der genannten Punkte als nicht sinnvoll erscheint.
Ich bin nun kein Experte für Gewässerbiologie, allenfalls habe ich mal gelernt, daß Aluminium immer viel Energie frißt, egal ob es recycelt wird oder "frisch" gewonnen - aber auch darüber habe ich nicht studiert. Deshalb endet dieser Beitrag hier auch ohne Bewertung - die überlasse ich gerne euch in den Kommentaren; umso lieber, wenn sich jemand mit diesen Dingen auskennt und dazu etwas sagen kann. Alles, was ich weiß, ist, daß diese Folie mangels Klebstoff bei mir meist am Deckel und nicht an der Flasche hängen bleibt und ich zugegebenermaßen selten genug Langeweile habe, sie der leeren Flasche wieder kunstvoll um den Hals zu wickeln.