Typische Daten
Farbe | 25 - 50 EBC (kupfer- bis dunkelbraun) |
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Stammwürze | 11 - 13 % |
Alkoholgehalt | 4,5 - 5,5 %Vol |
Bittere | 30 - 50 IBU (spürbar bis stark herb) |
Rezens | 4,5 - 5 g/l (eher dezent) |
Malzsorten | Dunkles Münchner, Karamell- und Farbmalz |
Hopfen | Bitterhopfen (wenig bis kein Aroma) |
Gärung | obergärig bei moderaten Temperaturen (15 - 20 °C) |
Trinktemperatur | 9 - 11 °C |
Rezeptbeispiel | |
Die Annahme, die Bezeichnung "Altbier" sei einer besonders langen Lagerung und einer nicht womöglich deshalb meist recht dunklen Farbe geschuldet, ist, obwohl beides auf manche Sorte natürlich zutreffen mag, falsch.
Besonders alt ist am Alt erstmal nur seine obergärige Herstellungsweise. Vor der Erfindung von Kühlmaschinen ermöglichte nur sie die regelmäßige Herstellung von Bier auch in wärmeren Gegenden, ohne tiefe Felsenkeller und ohne große Seen als Vorratsquelle für natürliches Eis zur Kühlung. Auch geriet das Malz mit den damaligen Herstellungsmethoden meist deutlich dunkler als das heute verbreitete helle Pilsner Malz. Beides führte dazu, dass man die Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Kältemaschine aufkommenden, meist hellen und untergärigen Sorten als "neue Biere" bezeichnete – und die überwiegend braunen, obergärigen dem entsprechend als "alt".
Das klang, besonders in der damaligen, von Fortschritt und Moderne geprägten Zeit, nicht gerade schmeichelhaft. Auch entsprachen die dazu gehörenden Biere jahrzehntelang überhaupt nicht dem allgemeinen Geschmack, und so gerieten sie mehr und mehr in Vergessenheit. Zeitweise beschränkte sich ihr Bekanntheitsgrad auf einige wenige Orte im Rheinischen, wo man der allgegenwärtigen Übermacht von Pils und Export mit einigen obergärigen Sorten zu trotzen suchte.
Erst neu entstehender Lokalpatriotismus und der mit wachsendem Wohlstand aufkommende Wunsch nach mehr Biervielfalt führten - auch angesichts der um sich greifenden Pilswelle - erst vor wenigen Jahrzehnten wieder zu einer Trendwende. Allmählich erinnerten sich Brauer und Bierfreunde entlang des Rheins ihrer Wurzeln, und während man sich in Köln auf das helle Kölsch konzentrierte (das, auch wenn es kaum ein Kölner gern hört, ebenfalls ein Altbier im klassischen Sinne ist), spezialisierte man sich etwas flussabwärts auf kupferfarben bis braun schimmerndes Bier. So wird denn auch schon an der Farbe ein Gegensatz deutlich, den Düsseldorfer und Kölner gern und regelmäßig in ihrem liebevoll-dogmatischen "Bierkrieg" gipfeln lassen.
Anders als beim Kölsch sind die Bezeichnungen "Alt" und "Altbier" weder markenrechtlich noch regional geschützt, wenngleich es heute besonders in und um Düsseldorf gebraut und geliebt wird. Auch gibt es, außer der obergärigen Brauweise, keine festen Regeln für die Herstellung. So sind bittere, helle Sorten ebenso möglich wie fruchtig-milde dunkle; Weizenmalz kann mit verbraut werden und Dinkel-, Roggen- oder andere Malze gleichfalls. Für die Mehrzahl der Altbierfreunde und auch für mehr oder weniger offizielle Institutionen besteht ein "echtes Alt" jedoch aus dunkler Gerste, hat eine kupferne bis braune Farbe, schmeckt mehr oder noch mehr herb und hat statt Hopfenaroma eine kernige Malznote.
Zusammen mit dem Kölsch hat das Altbier für eine Wiederbelebung der obergärigen Biertradition in Deutschland gesorgt, die ansonsten nur noch durch das bayerische Weißbier nennenswert repräsentiert wurde und wird. Deutlich stärker als jenes prägen Kölsch und Alt heute die Trinkkultur ihrer Heimatregion und sind sogar für die ansonsten weniger bierfreudige jüngere Generation eindeutige regionale Bezugspunkte.
Stilecht genießen
Altbier sollte, wie alle obergärigen Biere, auf keinen Fall zu kalt serviert werden, damit sich sein komplexes und oft leicht fruchtiges Profil voll entfalten kann.
Ausschank
Vor Allem in den vielen Düsseldorfer Hausbrauereien wird auf traditionellen Ausschank großer Wert gelegt: Gezapft wird mit dem Messinghahn ohne zusätzliche technische Ausrüstung direkt vom meist kleinen Holzfass. Diese werden freilich nicht mehr zur Lagerung verwendet, sondern täglich neu für den Ausschank aus großen Tanks befüllt.
Gläser
Als typisches Altbierglas gilt ein kleines, gedrungenes Glas. In den meisten niederrheinischen Hausbrauereien hat sich ein Fassungsvermögen von 0,25 Litern eingebürgert, es gibt auch Gläser für 0,2 Liter. Diese kleinen Gläser begünstigen eine erwünschte leichte Erwärmung durch die Hand, beugen durch den geringen Inhalt aber zugleich zu langem Abstehen vor.
Bisweilen versuchen - meist größere - Brauereien, ihr Produkt duch "edler" gestaltete Gläser ("Altbierpokal") besonders hochwertig und exklusiv erscheinen zu lassen. Leider beschleunigt die Glasform allerdings das Entbinden der Kohlensäure und beeinträchtigt so unnötig den stilechten Altbiergenuß.