Jahr um Jahr ärgere ich mich bislang offenbar als einziger über einen eigentlich erschreckenden Fall von Lobbyismus, der eindeutig dem Winzerhandwerk und seinen Strategen zuzuschreiben ist: Die immer schamloser betriebene Nutzung der Zeit gegen Jahresende zu Zwecken der Rebsaftpropaganda.
Unsinn? Unsinn! Oder warum zum Henker heißt es sonst bitteschön
"Weinnachten" auch wenn man, um diese eindeutige Schleichwerbung
durch vermeintliche Unbeholfenheit etwas zu tarnen, das
ganze absichtlich etwas falsch schreibt (Weihnachten)?
Ein Trick, den wir, nebenbei gesagt, ja schon von den sogenannten
3.-Welt-Läden kennen, die mit ebenso ungeschlachter Krakelschrift
das gesetztere Alter ihrer Betreiber hinter Schildern
zu verbergen suchen, die man vom Schriftbild her eher Erstklässern zutrauen
würde.
Daß das ganze eindeutig Methode hat und eine gezielte PR-Aktion ist, erkennt indes jeder sofort bei einem Gang über einen sogenannten Weinnachtsmarkt: An jedem zweiten Stand werden dort Hobbybrauersudpfannen der Einsteigerklasse systematisch zweckentfremdet, um darin die eigentlich unverkäuflichen Preßreste des Weinbergjahres (zum Verschleiern der minderen Qualität mit Gewürzen, Zucker und Fruchtsaft gepanscht) Zwecks Blutgängigkeit des Restalkoholgehalts zu wärmen und für teures Geld an Mann und Frau zu bringen. Klarer Fall: Hier wird das Bedürfnis des harmlosen Bürgers nach Gefühlsduselei in der dunklen Jahreszeit mit knallharten Werbetricks ausgenutzt.
Aus diesem Grund, liebe Brauer, rufe ich hiermit Euch und alle(n) Freunde des Getreidesaftes auf (und zu):
- Geht mit gutem Beispiel voran!
- Tragt bei Euren Festtagsgrüßen der Gleichberechtigung Rechnung!
- Verlangt auf Jahresendveranstaltungen demonstrativ nach (Glüh-)Bier (das gibt es übrigens an manchen, sehr raren Marktständen)!
- Frohe Biernachten!