Unaufhaltsam rückt sie nun näher: Die braune Tüte, in der man außerhalb der eigenen vier Wände
eines Tages wohl auch in Deutschland seine Bierflaschen transportieren muß. Einen deutlichen Schritt
in diese Richtung gedenkt man nun in Baden-Württemberg zu gehen. Natürlich, wie sollte es anders sein,
nur mit den besten Absichten: Es gilt, die armen Jugendlichen zu schützen, die nachts herrenlos
durchs Ländle streunen und Zuflucht im Alkoholrausch suchen. Und zwar nicht mit einem (bereits
seit Jahrzehnten bestehenden und, elterliche Aufsicht und
verantwortungsbewußte Händler vorausgesetzt,
auch bewährten) Jugendschutzgesetz, sondern einem Rundumschlag. Denn künftig hat auch der gestandene
und mündige Bürger Pech gehabt, wenn dem spontanen Entschluß für ein Bier zum Mitternachtsfilm nicht durch
ausreichende Lagerhaltung vorgesorgt wurde Alkohol ab 22 Uhr? Generelle Fehlanzeige im Südwesten.
Man darf sich getrost fragen, wer hier eigentlich geschützt werden soll Jugendliche, deren Eltern sich an
ihre Aufsichtspflicht halten? Wohl kaum. Solche, die mangels ausreichenden Alters ohnehin keinen Alkohol kaufen dürfen?
Sicher auch nicht. Und jene, deren Eltern, wie vermutlich in der Mehrheit aller deutschen Haushalte üblich, im Keller
ohnehin immer einen Kasten Bier und im Wohnzimmer ein Schnapsschränkchen stehen haben? Die werden von diesem
abermals völlig unsinnigen Auswuchs der derzeitigen staatlichen Einmischungswut wohl auch herzlich
wenig betroffen sein. Immerhin, im Gegenzug soll man dafür in der Kneipe länger trinken dürfen.
Übrigens, nach Vorstellung der Koalition im Ländle (oder derer, die ihre Interessen hier durchgesetzt haben)
gerne wieder in "gemütlich"-rauchiger Atmosphäre: Das Rauchverbot soll
bei dieser Gelegenheit neu diskutiert werden. Ein Schelm, der denkt.
Man weiß nicht, ob man darüber lachen oder sich allmählich doch besser fürchten soll.
Und man darf gespannt sein, wann die Politik in ihrem immer unerträglicheren
Zustand der Vermischung von Zugzwang, Populismus
und Regulierungswahn die nächste arme Sau durchs Dorf treibt dann
womöglich in Form von Postident-Prüfungen bei der Bestellung von Bierhefe oder eines nächtlichen Verkaufsverbots
für Hopfen: Der ist immerhin mit der Hanfpflanze verwandt.
Bis es soweit ist, dürfen wir Hobbybrauer freilich froh über unsere Unabhängigkeit von
Kiosk und Tankstelle sein. Aber wer weiß schon, was die Zukunft noch bringt? Mit Sicherheit nichts
gutes...
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