Angefangen hat alles mit einem Braukurs im Herbst 2007. Im Verein Unser Bier wollte Röbi, selbsterklärter begeisterter Biertrinker, endlich einmal schauen wie das geht. Von da an hat es mich gepackt!
Dieses Brauseminar war freilich nur das fehlende Aha-Erlebnis, denn für das in der Schweiz allgemein käufliche Bier konnte er sich, wie viele seiner Landsleute, schon seit einiger Zeit immer weniger erwärmen: In der Schweiz wandert alles ins Ausland ab, was mal gutes Bier war.
Der erste Versuch auf eigene Faust ließ nicht lange auf sich warten. Bei unserem ersten Mal haben wir 25 Liter gebraut nach der Rezeptur, die wir im Braukurs hatten: Einen einfachen, feinen Gerstensaft. Wir waren sichtlich stolz darauf. Bis das anfing zu gären! Immer dachten wir, wir haben was falsch gemacht und dann hörte es einfach nicht mehr auf. Tolle Erinnerung!
Angesichts solcher Erfolge gab es fortan kein Halten mehr. Während der erste Sud noch mit den üblichen einfachen Einsteigermitteln gebraut wurde, war für Röbi schnell klar: Er wollte keine halben Sachen, sondern einfach ohne technische Hindernisse brauen. Mich befriedigte es einfach nicht, im Kessel von Hand zu rühren, mit Windeln zu filtern und so weiter. Ich kann es dann einfach nicht lassen bis es, zwar nicht perfekt, aber sehr erleichternd ist. So wurde einfach mal mit einem Entwurf angefangen. Dieses Schema war der Leitfaden. Von da an war das Ziel: Fertig werden, fertig werden, fertig werden!
Das Bauschema gab zum Beispiel die Breite vor: Die Anlage sollte auch durch Wohnungstüren passen. Außerdem war Zerlegbarkeit aus Transportgründen ebenfalls Pflicht. Als gelernter Schlosser waren die nötigen Grundkenntnisse in Sachen Verarbeitung vorhanden, Material wie Boiler und Feuerung fiel während der Arbeit auf Baustellen an. Und so wurde binnen zwei Monaten und mit Unterstützung des Chefs, der großzügig und wohl in Erwartung einer entsprechend guten Versorgung künftiger Betriebsfeste Freizeit gewährte, in rund 100 Arbeitsstunden auf nicht mehr als einem Quadratmeter ein vollständiges 40-Liter-Brauhaus realisiert. Das ging freilich und trotz aller Zielstrebigkeit nicht ohne Hürden.
Zeit war ein Faktor: Ich wollte nicht bis in alle Nacht bauen und die Familie vernachlässigen. Ansonsten war ich manchmal stundenlang davor und es ging nichts bis es dann wieder klickte, und dann ging es weiter. Mit dem Ergebnis ist Röbi mehr als zufrieden. Seine Anlage hat, davon ist er überzeugt, alles, was sich ein Hobbybrauer wünschen kann. Alles funktioniert wie geplant, und das macht ihn stolz.
Ohne zu übertreiben: Ich denke, meine Anlage ist, verglichen mit Bildern die ich sonst sehe, ein Raumschiff. Sie ist mit nur einem Quadratmeter kompakt, innovativ und sieht obendrein gut aus. Und es reizt, sie richtig zu fordern. Dennoch hat er bereits Verbesserungspotential ausgemacht: Die Räder habe ich zu klein dimensioniert. Sie sollten pro Stück 100kg halten und nicht nur 50. Außerdem würde ich mit mehr Geduld an die Sache gehen, vor allem beim ersten Reinigen. Da hätte ich eine Schaumparty in der Garage machen können.
Für alle Hobbybrauer, die ebenfalls ihre Traumanlage planen, hat der Raumschiffpilot noch einen guten Rat: Hört nicht immer auf die Verkäufer im Baumarkt, die wissen auch nicht alles. Einfach Mut haben, nicht beirren lassen und mit eigenen neuen Ideen ruhig mal auf die Schnauze fallen. Aber: Auch nicht zu Stolz sein, Fehler einzusehen und es beim nächsten Mal anders zu machen!
Das Spüllbecken war im Alteisen. Der Kochherd wurde aus unserer Kantine beim Umbau rausgerissen, ebenso der Boiler. Der löst einige Probleme: Man hat grundsätzlich heißes Wasser und man wartet nicht ewig auf den Nachguß.
Röbi Beim Einmaischen. Im Bild gut zu sehen: Der aufgemotzte Deckel. Er hat einen Einlaß mit Wasserzähler, einen Scheibenwischermotor und zwei Anschlüsse zum Kühlen oder Heizen. Durch die integrierte, mit Wasser beschickbare Kupferspirale läßt sich die Temperatur der Maische bei Bedarf nach oben wie nach unten korrigieren.
Der Würzeauslauf. Alle Anschlüsse sind aus Messing und entstammen dem Gartenbewässerungsbedarf.
Der Trubfilter, mit dem die Ausschlagwürze geklärt wird, stammt aus dem Baumarkt und ist dort im Sortimentsbereich "Hauswasseranschluss" zu finden. Er hat eine waschbare 100my-Filterpatrone und ist hitzefest bis 50 °C.
Temperaturmessung der Würze vor dem Spindeln.
Der Drucktank besteht aus einem umgebauten Standardbierfaß. Dem habe ich drei Ventile verpaßt; eines unten in der Mitte, eines oben und natürlich den Zwickel. Dazu habe ich ein Spundventil gebastelt, damit ich die Rezens einstellen kann und mir das Fass nicht um die Ohren fliegt. Das Sicherheitsventil geht bis etwa 3,5 bar. Die Dichtheit habe ich mit Seifenschaum getestet. Über den zusätzlichen orginalen Anschluß führe ich CO2 zu und kann eine Leitung zum Gegedruckfüller anschließen.
Immer fehlt Wasser zum Händewaschen das hat Röbi so sehr geärgert, daß er kurzerhand ein Waschbecken mit eingebaut hat. Man kann die klebrigen Hände waschen und das ganze Kleinmaterial, und es hat einen Anschluss für das Flaschenwaschen. Direkt integriert ist ein Gegendruckabfüller mit Rückstellfeder. Die Vorlage für den Bau stammte aus dem Internet.
Auf seiner Homepage findest Du noch mehr über Röbis "Braumschiff".