Typische Daten
Farbe | beliebig (je nach Typ) |
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Stammwürze | 12 14 % (meist Export oder Märzen) |
Alkoholgehalt | 4,5 6 %Vol |
Bittere | 16 22 IBU (eher dezent) |
Rezenz | 4,5 5 g/l (mäßig) |
Malzsorte | Beliebig, bis zu 100% davon geräuchert |
Hopfen |
Bitterhopfen,
Aromahopfen |
Gärung | ober- wie untergärig (je nach Typ) |
Trinktemperatur | ab 8 °C |
Wer selbst schon mal Bier aus geräuchertem Malz getrunken hat, weiß, daß dieser Genuß übungsbedürftig ist. Ist man zunächst erschrocken und geht ob des ungewohnten Beigeschmacks fast auf Distanz, so trinkt man sich schließlich doch langsam aber stetig und Schluck um Schluck an den im tieferen verborgenen Genuß heran. Nicht eingeweihten erklärt man Rauchbier am besten so, daß sie sich ein Bier gewordenes Schinkenbrot vorstellen.
Historisches
Rauchbier ist Historie in sich. Während Malz heute üblicherweise indirekt und damit rauchfrei getrocknet wird, geschah dies früher über dem Rauch offenen Feuers. Je nach verwendeter Holzart erhielt das Braumalz so von allein einen typischen, mehr oder weniger delikaten Rauchgeschmack. Wie auch bei anderen Lebensmitteln wie Wurst, Schinken oder Fisch erzeugt vor allem Buchenholz eine sehr delikate Note.
Als besondere Spezialität entwickelte sich Rauchbier denn logischerweise auch erst, als es Dank technischem Fortschritt zum Relikt der Vergangenheit wurde. Umso liebevoller pflegen die verbliebenen (oder neu hinzugekommenen) Rauchbierbrauereien ihre Produkte, was die Feinschmecker unter den Bierfreunden entsprechend honorieren.
Gesundheitliche Aspekte
In den späten 1970er Jahren führten hohe Meßwerte krebserregender Nitrosamine (NDMA) in vielen Lebensmitteln zu einer besonderen Aufmerksamkeit der Verbraucher und Verbraucherschutzorganisationen. Neben zahlreichen anderen Lebensmitteln war zu jenem Zeitpunkt auch Bier in vielen Fällen stark belastet, produktionsbedingt wiesen hierbei insbesondere Rauchbierproben hohe Werte auf.
Insgesamt ist nach diesem Lebensmittelskandal die Sensibilität der Verbraucher einerseits schnell stark gewachsen, andererseits die Darrtechnik in den Mälzereien kritisch überprüft und umgestellt worden; Meßergebnisse darauffolgender Jahre belegen dies. Besorgte Verbraucher tun gut daran, im Zweifelsfall den Hersteller um konkrete Angaben zu den aktuellen NDMA-Werten zu bitten nicht nur beim Rauchbier.
Besondere Kennzeichen
Rauchmalz (oft auch wegen der dort heute noch üblichen Rauchdarre als Whiskymalz bezeichnet) kann aus praktisch jeder Getreidesorte hergestellt werden. Wie bei herkömmlichem Malz sind Gerste und Weizen hier am meisten verbreitet. Ebenso kann grundsätzlich fast jeder Biertyp, sei es Export, Weizen oder Bockbier, mit oder ganz aus Rauchmalz gebraut werden.
Vollständig aus Rauchmalz produzieren indes nur wenige Brauerein. Solche Biere haben einen sehr intensiven Rauchgeschmack, der vor allem Neulinge bisweilen überfordert. Verbreitet und beliebt sind Märzen- und Weizenbiere mit bis zu 50 Prozent Rauchmalzanteil, hier ergänzen den Buchengeschmack Hopfen- oder Fruchtnoten auf interessante Weise.
Generell sollten Rauchbiere nicht zu spritzig sein, um den besonderen Rauchcharakter nicht in den Hintergrund zu drängen. Auch ist eine gewisse Restsüße bzw. Vollmundigkeit als zusätzlicher Kontrast von Vorteil. Hopfenbittere und -aroma sollten ebenfalls nicht dominieren.
Stilecht genießen
So vielfältig Rauchbiersorten sein können, so wenig gibt es allgemeinverbindliche Trinkempfehlungen. Allgemein läßt sich sagen, daß Rauchbier alles ist, nur kein idealer Durstlöscher. Es schmeckt bedächtig getrunken am besten und zu praktisch jedem Rauchbier passen deftiges Essen und kräftiges Brot.