Was du schon immer einmal über das Abfüllen mit einem Gegendruckabfüller wissen wolltest. Verschiedene Varianten und Methoden im Vergleich.
Mit diesem Artikel möchte ich euch meine Erfahrungen mit meinem eigenen Abfüller mitteilen. Angefangen habe ich mit einer Bauanleitung, die ich im Netz gefunden habe. Die Seite weiß ich leider nicht mehr. Der Vorteil ist, er ist extrem einfach zu bauen, recht preiswert und funktioniert mehr schlecht als recht. Diese Bauform ist auch in diversen Shops für 50-120€ zu erhalten. Warum also weiter bauen? Ganz einfach, das Prinzip ist meiner Meinung nach absoluter Murks und das aus mehreren Gründen. Um dafür zu sorgen, dass die Verbindung zwischen Abfüller und Flasche dicht ist, muss man halbwegs senkrecht auf den Abfüller drücken. Das ist mit der Zeit anstrengend, nervig und je nach Konstruktion auch schmerzhaft. Schmerzhaft? Ja genau, ich musste bei meiner Konstruktion permanent auf ein T-Stück drücken und das hinterlässt nach 30Minuten irgendwann auch Abdrücke in den Händen. Alleine mit dem Gerät zu Arbeiten ist fast unmöglich, da man die Ventile selber öffnen und schließen muss und dabei die Kraft aufrechterhalten muss, damit die Verbindung dicht bleibt. Wenn man das hinbekommen hat, muss man sich direkt um die Flasche kümmern, da ja auch diese irgendwie verschlossen werden muss. Der aus meiner Sicht größte Haken ist aber der, dass wenn man sich ein bisschen zu stark bewegt, Druck beziehungsweise CO2 aus der Flasche entweicht. Das hat einen Druckabfall zur Folge, welcher für ein Aufschäumen des Bieres sorgt. Ein vollständiges Befüllen mit anschließendem Verschließen ohne Sauerei ist quasi unmöglich. Ein weiterer Nachteil ist Konstruktionsbedingt. Das CO2 strömt durch die gleiche Leitung wie das Bier. Heißt, restliches Bier in der Leitung wird beim Vorspannen in die Flasche „geschossen“. Das kann auch schnell zu einem Überschäumen führen. Warum? Keine Ahnung, aber man erkennt dies bereits daran, dass sich eine (ein bis zwei mm) kleine „Schaumkrone“ auf dem Bier bildet, wenn man es füllt. Der Inhalt kommt einem nach Druckentweichung direkt entgegen oder fließt ins Ablassventil. Beides ist, gelinde gesagt, sehr ärgerlich und sorgt für reichlich Putzarbeit. Weil es so schön ist ein weiterer Punkt. Durch die vielen Verwinkelungen setzt sich Bier in den kleinsten Ecken ab, auch in der CO2 Leitung. Daher sollte zum gründlichen Reinigen alles demontiert werden. Auch ich war dafür zu faul und viel fast um, als ich gesehen habe mit was ich 2 Jahre lang Bier abgefüllt habe (und das ich das Bier auch noch getrunken habe). Noch eine Anmerkung. In diversen Bauanleitungen findet man den Hinweis den CO2 Ablass mit einem Kugelhahn oder Wasserhahn (Nadelventil) zu realisieren. Das halte ich für fragwürdig. Theoretisch klappt das, aber ich habe auch wieder das Problem mit dem unkontrollierten Druckverlust in der Flasche. Beim Spannen und Druck ablassen mag das egal sein aber in dem Moment, in dem das Bier in die Flasche läuft, sollte der Druck knapp unter dem des Fasses sein. Man kann sich schon vorstellen, wie präzise sich dieser mit einem schwergängigen Kugelhahn mit der dritten Hand einstellen lässt. Daher am besten lassen und direkt ein Überdruckventil einstellen. Damit hat man eine Sorge weniger. Das sollte alles sein was mir zu dieser Konstruktion einfällt. Auf dem Bild seht ihr genau diese Variante. Dieser war mein erster Abfüller der, komischerweise, sehr selten zum Einsatz kam.
Kommen wir zu Version zwei, Version eins in einer Halterung. Diese Konstruktion ist schon deutlich besser als Version eins. Die Kraft lässt sich dank Hebelarm mühelos aufbringen und auch der Druck kann problemlos aufrecht gehalten werden. Eine Arbeit zu zweit ist nicht mehr zwingend notwendig, da man selber zwar noch beide Hände braucht (drücken und Hahn bedienen) aber nach Druckablass kann man sich der Flasche widmen. Nichts desto trotz ist es deutlich angenehmer zu zweit zu arbeiten. Schon alleine damit die Zeit schneller rum geht, denn es dauert auch hier seine Zeit, bis ein paar Kisten gefüllt sind. Allerdings bringt diese Konstruktion keine Vorteile was die konstruktiven Mängel aus Version eins angeht. Zusammengefasst bedeutet das: Schimmelnde Verwinkelungen, CO2 und Bier in einer Leitung was zum Überschäumen führen kann. Das Arbeiten mit dieser Version macht deutlich mehr Spaß, schon allein deswegen, weil man damit Bier abfüllen kann ohne nach 15Minuten zu verzweifeln. Auch das Abfüllen von Bier bei Zimmertemperatur ist machbar, da man ganz ordentlich mit bis zu 2bar arbeiten kann. Auf dem Bild seht ihr meine Version zwei mit Ständer. Diese Teile kosten in Onlineshops bis zu, Achtung(!!!), 580€. Was diesen Preis rechtfertigt kann ich beim besten Willen nicht sagen, vor allem wenn ich lese, dass alle Bier berührenden Teile entweder aus VA sind oder aber verchromt sind.
Kommen wir zu Version 2,5. Wie diese genau aussieht, könnt ihr sehr detailliert und ausführlich in den Bauanleitungen unter „Abfüllen“, „Gegendruckabfüller“ nachlesen. Hier habe ich versucht, alle mir aufgefallenen Mängel zu beseitigen. Weiteres Ziel war es, die CO2 Leitung komplett von der Bierleitung zu trennen. Das bringt diverse Vorteile mit sich. Das Bier kann nicht mehr in die CO2 Leitungen gelangen. Das Bier fließt nur durch eine gerade Leitung, daher gibt es auch fast keine kleinen Ecken und Winkel mehr wo sich Reste absetzen können, die beim Durchspülen nicht erwischt werden. Bis jetzt sind mir, zum Glück, keine neuen größeren Mängel aufgefallen. Der mir momentan einzig bekannte Mangel ist der Kugelhahn. Auf Grund des Totraumes in einem Kugelhahn, sollten diese prinzipiell nicht im Lebensmittelbereich eingesetzt werden. Um diesen reinigen zu können müsste der Hahn komplett demontiert werden, was nicht unbedingt ganz einfach ist. Ein Bild gibt es nicht, da im Forum genug unter den Bauanleitungen zu finden sind.
Zu guter Letzt kommen wir zu meiner aktuellen Version drei. Diese ist fast identisch mit Version 2,5, nur dass die Kugelhähne, welche auch ein wenig Ablagerungsanfällig sind durch Magnetventile ersetzt wurden. Diese erleichtern das Abfüllen noch mehr. Per Knopfdruck geht das Ventil auf und Gas oder Bier strömt munter in die Flasche. Damit ist ein sehr kontinuierliches Abfüllen möglich und Druckschwankungen gehören endgültig der Vergangenheit an. Bei dem ersten Test kam mir kein einziges Bier entgegen. Zwei Kisten konnten komplett ohne Zwischenfall gefüllt werden. Wer auch mal größere Mengen abfüllen möchte, ein bisschen Spaß an Basteln und Elektronik hat, sollte sich das mal überlegen. Wie meine aktuelle Version aussieht könnt ihr auf folgendem Bild sehen.
Ein bisschen Zukunftsmusik darf ja auch noch sein. Da mir die Ideen (leider?!) nicht ausgehen, weiß ich auch schon was als nächstes kommt. Der nächste Schritt wird sein, den Abfüller an meine SPS zu hängen. Dadurch kann ich eine automatische Gasbefüllung von ein bis zwei Sekunden vorgeben. Im Anschluss fließt das Bier, welches einen „Umweg“ über einen Durchflussesser nimmt. So sollte es machbar sein, direkt zu sagen „fülle 500ml ein“. Wenn diese erreicht sind schließt sich das Ventil. Heißt, man muss nur noch den Startknopf drücken. Wenn es irgendwann soweit ist kommt der Bericht.
Ich hoffe ich konnte den ein oder anderen ein wenig bereichern, was das Abfüllen angeht. Kommentare, Fragen und Kritik sind gerne gesehen und erwünscht.
Gruß
Rodja