Beschreibung
Nicht immer kann oder will man sich einem eigentlich elementaren Bestandteil des Biers hingeben, sei es aus geschmacklichen, gesundheitlichen oder generellen Gründen. Wem in solchen Fällen alkoholfreies Bier nicht (immer) schmeckt, der wird womöglich Gefallen an einem selbstgemachten Malztrunk finden. Je nach Vorgehen kann das Rezept auch zu einem echten Malzbier, also einem mit gemäßigtem Alkoholgehalt, abgewandelt werden.
Zutaten
18 | l | Wasser (Hauptguß) |
12 | l | Wasser (Nachguß) |
10 | l | Wasser (Anstellen) |
3,2 | kg | Müncher Malz (25 EBC) |
0,7 | kg | Pilsner Malz (3 EBC) |
0,7 | kg | Karamünch (120 EBC) |
0,6 | kg | Invertzuckersirup ("Kunsthonig") |
130 | g | Röstmalz (1000 EBC) |
6 | g | Magnum (20% Alpha, kurz vor Kochbeginn) |
6 | g | Hallertauer Tradition (10% Alpha, 15 Minuten vor Kochende) |
1 | pk | Wyeast #1338 (oder) |
1 | pk | Safale US-05 (oder) |
80 | ml | Brauereihefe |
Invertzuckersirup gibt es im Großmarkt, er kann aber auch relativ einfach selbst hergestellt werden. Dazu wird Haushaltszucker entsprechend der gewünschten Zielmenge (also für 100g Sirup 100g Haushaltszucker) mit der Hälfte Wasser gut vermischt (soweit wie möglich in Lösung gebracht) und in einem Topf mit möglichst viel Steigraum (siehe unten!) auf knapp unter 100°C erhitzt. Dann wird 0,5% konzentrierte Zitronensäure hinzugegeben und so lange die Temperatur gehalten, bis das Wasser vollständig verdampft ist (zu erkennen an einem plötzlichen Temperaturanstieg). Nun wird - Achtung, starkes Aufschäumen und Verbrennungsgefahr! - die Zitronensäure mit der identischen Menge Natron neutralisiert, damit der säuerliche Fruchtgeschmack nicht zu sehr stört. Abkühlen lassen und abfüllen, fertig.
Konzentrathefe braucht hier nicht stärker als vom Hersteller empfohlen vorbereitet zu werden. Im Gegenteil, zu viel Gärpotential ist bei diesem Rezept ausnahmsweise kontraproduktiv.
Einmaischen auf 30 °C und eine Stunde weichen lassen (erst dann geht es mit dem nächsten Schritt weiter.)
54% Dickmaische abziehen, auf knapp 80 °C erhitzen, 20 Minuten dort rasten lassen, zum Kochen bringen und kurz durchkochen. Wieder zur Restmaische geben.
54% Lautermaische (eher flüssig) abziehen und diese aufkochen und zehn Minuten kochen lassen. Wieder zusammenführen.
Abläutern und Nachgüsse, einstellen auf etwa elf Prozent Extraktgehalt.
Hopfengaben laut Zutatenliste.
Dann Hopfenseihen und zügig auf Anstelltemperatur bringen.
Hefe zugeben und anfänglichen Extraktgehalt notieren. Den Extraktgehalt nun regelmäßig mittels Spindel oder Refraktometer kontrollieren. Sobald ein Rückgang oder erste Anzeichen einer Gärung zu erkennen sind, den Sud unverzüglich und so schnell wie möglich auf eine Temperatur knapp über null Grad bringen, um die Gärung schnell zu unterbrechen. Dies kann durch das Zugeben des möglichst kalten, evtl auch gefrorenen Anstellwassers beschleunigt werden, mit welchem der Sud jetzt auf einen Extraktgehalt von etwa 11 °P verdünnt wird (vorher ausrechnen!).
Sobald das Jungbier kalt genug ist, wird es mit dem Invertzuckersirup vermischt (Sirup mit etwas Jungbier vormischen und wieder zugeben) in ein Kola- oder Bierfaß gefüllt und entsprechend der Sättigungsdrucktabelle unter konstanter Kühlhaltung über mehrere Tage aufkarbonisiert (also mit Kohlendioxid aus der Flasche aufgesprudelt), bis der Druck im Faß nicht mehr vom errechneten Zielwert abfällt. Bei zwei Grad Kälte sind dies lt. Tabelle bzw. Einzelrechner 0,52 bar. Wichtig: Nicht mehr als 0,45% CO2 berechnen. Die Gefahr durch das Pasteurisieren platzender Flaschen würde zu hoch.
Sobald der Druck eingestellt ist, wird mit Hilfe einesGegendruckfüllers in Flaschen gefüllt. Diese Flaschen müssen unbedingt stabile und möglichst neue Mehrwegflaschen sein, die einen nominalen Berstdruck von über zehn bar besitzen. Sonst fliegen sie dir im weiteren Verlauf garantiert um die Ohren. Damit die Gärung nicht wieder in Gang kommt, muß es bis zum nächsten Schritt weiterhin möglichst kalt zugehen.
Die verschlossenen Flaschen werden nun pasteurisiert, um jede weitere Gärung - sei es durch die Hefe oder durch andere Organismen - zu verhindern. Dazu werden sie, sofern nicht gerade ein professioneller Pasteurisierungsapparat verfügbar ist, vorsichtig im Einkochtopf ins Wasserbad (Wassertemperatur sollte nahe an der der Flaschen liegen, also möglichst kalt sein) gegeben und dann gleichmäßig auf knapp 75° erhitzt. Am besten geht das mit einem vorgeschalteten digitalen Präzisionsregelthermostat, denn die Bordmittel solcher Töpfe sind hier zu ungenau. Die Temperatur darf nicht unter 72 Grad liegen und sollte nicht über 75 Grad steigen, denn hier herrschen in den Flaschen bereits explosive zehn bar. Unbedingt sollte der Deckel des Einkochtopfes mit geeigneten Mitteln beschwert/fixiert werden, um im Falle eines Falles größere Schäden auszuschließen!
Die Temperatur sollte etwa 15 Minuten gehalten werden. Anschließend alles langsam(!) abkühlen lassen, am besten über Nacht. Wenn jetzt alle Flaschen heil geblieben sind, ist das Schlimmste überstanden und der Malztrunk braucht vor dem Genuß nur noch (wieder) gekühlt zu werden. Bei mir hat das Zeug, wenn man von einer, die das Erhitzen nicht überlebte, absieht, bis zur letzten Flasche gehalten. Die wurde immerhin mehrere Monate alt und der Inhalt schmeckte trotzdem noch vorzüglich.
Hinweise
Es empfiehlt sich, den Malztrunk an einem verlängerten Wochenende oder im Urlaub zu brauen, falls man nicht überwiegend in der Nähe des Gärgefäßes sein kann. Den richtigen Augenblick abzupassen, um die Gärung zu stoppen, ist hier genau so wichtig, wie eine möglichst kühle Anstell- und Gärtemperatur, die der obergärigen Hefe gerade noch so eben Aktivität gestattet.
Die Gärung kann, wenn man auf entsprechende typische Aromen verzichten will - oder wenn man sicherstellen möchte, daß wirklich keinerlei Alkohol enthalten ist -, auch ganz weggelassen werden. Andererseits kann sie auch nach Belieben verlängert werden. Ein "echtes" Malzbier, wie man es früher kaufen konnte, hatte meist etwa zwei Volumenprozent Alkoholgehalt.
Wichtig: Das Pasteurisieren verschlossener, unter Druck stehender Flaschen ist gefährlich und sollte unbedingt mit den genannten Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Es kann hier sonst zu ernsthaften Verletzungen kommen, für die natürlich keinerlei Haftung übernommen wird!
Viel Spaß beim Nachbrauen und Optimieren. Wer Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt, möge sie in den Kommentaren ergänzen oder gerne sein eigenes Rezept hinzufügen.