Irgendwo in den Tiefen des Internetzes habe ich tatsächlich mal ein Plastikgärfaß gesehen, in das man, den Verheißungen des Verkäufers folgend, die Würze samt Hefe zur Gärung hineingeben und einfach eines Tages das fertige Bier direkt daraus abzapfen können sollte.
Zwar soll man niemals "nie" sagen, aber es gibt andererseits doch eine Menge guter Gründe, Hauptgärung und Nachgärung und, je nach Anspruch, sogar die Reifung in jeweils separaten Behältern durchzuführen. Auch stellt sich jedem Hobbybrauer beizeiten die Frage, ob er Flaschenbier mit oder ohne Bodensatz, Faßbier oder je nach Laune beides herstellen möchte. Einerlei, wie die Entscheidung ausfällt: Irgendwie muß das Getränk in den Behälter hinein.
Flaschengärung
Fast alle Hobbybrauer füllen ihre ersten Sude zur Nachgärung in Flaschen ab, aus denen das Bier später auch gleich ausgeschenkt wird. Der Vorteil dieser Methode, die normalerweise nur bei der Herstellung traditionellen Weizenbieres zum Einsatz kommt, liegt in ihrer einfachen Durchführung und dem geringen Materialbedarf:
- Gut gereinigte Bierflaschen,
- falls die Flaschen keinen Bügelverschluß haben: Kronkorken und Kronkorkenzange zum Verschließen,
- ein automatisches Flaschenfüllröhrchen oder
- ein Stückchen Schlauch, der vom Ablaufhahn des Gärfasses bis zum Flaschenboden reicht.
Wichtig ist, daß die (wenn auch noch in kleiner Menge) bereits im Bier gelöste Kohlensäure möglichst nicht durch Aufschäumen verloren geht und daß das Jungbier auf dem Weg in die Flasche möglichst wenig Sauerstoff aufnimmt. Aus diesen beiden Gründen verbietet sich die gelegentlich vorgeschlagene Verwendung eines Trichters. Stattdessen gehst Du nach dem Berechnen der Rezens wie folgt vor:
- Saubere Flaschen in ausreichender Anzahl griffbereit halten.
- Sofern Du mit Speise arbeitest, diese in ein zweites Gefäß mit Ablaufhahn geben, einen Schlauch vom Hahn des Gärfasses bis zum Boden des Zielgefäßes anschließen und das Jungbier möglichst ohne den Bodensatz umschlauchen. Im Zweifel ein wenig Hefe mit einem sauberen Löffel entnehmen und in das abgelassene Bier geben, damit noch genug Hefe für die Nachgärung in der Schwebe bleibt.
- Bierbehälter hoch genug Aufstellen, zum Beispiel auf einen Tisch.
- Sch(m)utzvorkehrung für den Boden treffen: Ein Tuch ist hier nützlich.
- Schlauch oder automatisches Füllröhrchen auf den Ablaufhahn des Bierbehälters stecken.
- Bei Verwendung des Füllröhrchens den Hahn öffnen.
- Schlauch oder Röhrchen in jede Flasche bis zum Boden führen. Das Röhrchen gibt den Bierfluß automatisch frei, bei Verwendung des Schlauchs muß über den Hahn geregelt werden.
- Flasche vorsichtig so weit wie möglich füllen. Da auch Schlauch bzw. Rohr Platz verbrauchen, bekommst Du die Flasche im Endeffekt ohnehin niemals randvoll.
- Flasche sofort verschließen.
Die beiden Schemazeichnungen zeigen Funktionsweise und Aufbau eines automatischen Füllröhrchens. Im Wartezustand drückt das nachströmende Bier das kleine Nagelventil am Ausgang des Füllrohrs nach unten und verschließt es. Wird nun der Flaschenboden gegen das Ventil gedrückt, öffnet es sich ein wenig und gibt den Bierfluß frei.
Tips
Bedenke, daß sich die letzten Liter meist unterhalb des Auslaufstutzens befinden. Am besten stellst Du das Faß so früh wie möglich ausreichend schräg. Für die letzten Flaschen mußt Du eventuell durch zusätzliches Ankippen des Gärbehälters nachhelfen (lassen).
Wenn Du nicht mit Speise arbeitest oder Du aus anderen Gründen direkt aus dem Gärfaß in Flaschen füllst, achte bitte darauf, den Bodensatz nicht unnötig aufzuwirbeln.
Bei einigen Automatikfüllern kommt es vor, daß das Ventil nicht ganz bündig aufliegt und so auch im geschlossenen Zustand etwas Bier tröpfelt. Für ein bis zwei Euro bekommst Du in der Sanitärabteilung des Baumarkts (meistens dort, wo es auch Gummistopfen für Abflüsse gibt) einen Satz kleiner Gummidichtringe in vielen verschiedenen Größen. Darunter ist in der Regel auch ein Exemplar, das Du nach abziehen des unteren Rohrverschlusses und herausschütteln des Ventils auf den Ventilstift schieben und das System so wirksam abdichten kannst.
Nachgärung in 5l-Partyfässern
Zwar bieten die handlichen Fünfliterdosen beiweitem nicht den Komfort und die Vorteile "richtiger" Bierfässer, gegenüber Flaschen sind sie aber wegen des größeren Fassungsvermögens mit deutlich weniger Aufwand zu befüllen. Auch kommt so beispielsweise beim Grillen immerhin ein bißchen "Faßgefühl" auf.
In der Praxis ist die Handhabung vergleichbar mit der Flaschengärung. Nachgärung und Reifung finden im gleichen Gefäß statt und es bildet sich ein Bodensatz, der eine schonende, bewegungsarme Handhabung des Behälters und ein nicht allzu langes Lagern voraussetzt. Die erhältlichen automatischen Flaschenfüllröhrchen sind in der Regel zu kurz, müssen also mit eigenem Material nachgebaut bzw. verlängert werden oder Du nutzt zum Abfüllen einen Schlauch. Ansonsten benötigst Du kaum besonderes Material:
- Nötige Anzahl befüllbarer Fässer (unterscheiden sich von normalen Fäßchen durch ein spezielles Fülloch),
- gleiche Anzahl von Verschlußstopfen und
- je nach Faßtyp eine geeignete Zapfvorrichtung (mit Luftpumpe oder CO2-Patronenanschluß).
Zapfanlagen für Partyfässer bekommst Du im Getränkehandel, zur Grillsaison auch an Tankstellen. Auch der Hobbybraufachhandel führt sie sowie auch gleich befüllbare Fässer und Stopfen. Bei sorgfältiger Handhabung, insbesondere bei zügiger Reinigung und Trocknung (Achtung: Rostgefahr!), sind die Fässer einige Male wiederverwendbar. Angeboten werden die Verschlußstopfen wahlweise mit einem Überdruckventil, das ein Platzen oder Ausbeulen der Dosen verhindern soll. Sofern Du die Rezens richtig berechnet hast, ist das aber hinausgeworfenes Geld, zumal diese Ventile fest eingestellt sind und keine Variationsmöglichkeit bieten.
Das Befüllen an sich funktioniert auf die gleiche Weise, wie bereits bei der Flaschenfüllung beschrieben.
Faßgärung
Wenngleich die Flaschengärung mit der kleinsten Spezialausrüstung auskommt, hat sie, genau wie das Nachgären in "Partyfässern", einige Schwachpunkte: So erzeugt der stets entstehende Hefebodensatz einen Geschmack, der nicht zu jeder Sorte paßt und nicht einmal jeden Freund hausgebrauten Bieres wirklich begeistert. Nicht zuletzt geht jede Hefe, die nichts mehr zum Vergären findet, irgendwann in einen Zustand der Selbstzerfleischung (Autolyse) über, der zusätzlich zu Geschmacksfehlern führt.
Aber auch der Arbeitsaufwand, den das Ausspülen und Befüllen (sowie ggf. das Beschaffen) der Flaschen/Partydosen mit sich bringt, ist bei regelmäßiger Bierherstellung vergleichsweise hoch.
Vorteile der Faßgärung
Der Einsatz vollwertiger Fässer bietet neben der wesentlich einfacheren (und nebenbei auch als zünftiger empfundenen) glasweisen Portionierbarkeit immer frisch gezapften Bieres also noch einige weitere Vorteile:
- Das Befüllen läßt sich mit sehr geringem Aufwand erledigen.
- Der Druckaufbau und damit die Rezens läßt sich sehr einfach überwachen und ggf. justieren (sowohl nach unten als auch nach oben).
- Am Ende der Nachgärung kann der Bodensatz relativ einfach entfernt werden.
- Mit einem speziellen Füllgerät kann fertiges Bier bequem nach Bedarf in Flaschen gefüllt werden.
Auf die verschiedenen Arten geeigneter Fässer einzugehen, würde den Rahmen des Themas "Abfüllen" sprengen. An dieser Stelle beschränke ich mich auf die typischen Arbeitsschritte für Metallfässer, die für den Betrieb mit einer Kohlendioxid-Druckanlage vorgesehen sind.
Für die Arbeit mit Fässern benötigst Du auf jeden Fall eine etwas umfangreichere Ausrüstung:
- Vor allem natürlich Fässer.
- Je nach Faßsystem geeignete Verschraubungen, Kupplungen und Schläuche.
- Eine Kohlendioxidflasche mit Druckminderer.
- Wenn Du, wie unten beschrieben, den Bodensatz entfernen willst: Zusätzliche, gekürzte Steigrohre.
- Je nach beabsichtigter Ausschankweise eine passende Schankanlage mit Durchlauf- bzw. Faßkühlung und/oder eine Abfüllvorrichtung für die gewünschten Gebindetypen.
Abfüllen
Im Prinzip kannst Du Nachgärung und Reifung auch bei der Verwendung von Fässern in einem Arbeitsschritt zusammenfassen. Manche Hobbybrauer tun dies und nehmen den Bodensatz in Kauf (oder zapfen ihn mit den ersten Gläsern einfach ab). Da gerade Fässer aber das Entfernen des Bodensatzes auf einfache Weise ermöglichen, beschreibe ich hier Nachgärung und das anschließende Entfernen des Bodensatzes für Reifung und Lagerung.
Das Faß vorbereiten
Damit Du am Ende der Nachgärung den Hefesatz entfernen kannst, mußt Du für die Nachgärung ein gekürztes Steigrohr verwenden. Das Rohr muß so zurechtgesägt werden, daß etwa zwei bis drei Prozent des gesamten Faßinhalts zurückbleiben (bei einem 50-Liter-Faß also ein bis eineinhalb Liter). Siehe auch: Hefesatz entfernen.
Sofern nötig, wird vor dem Einfüllen des Jungbiers nun die richtige Menge Speise vorgelegt, also vorsichtig in das Faß gefüllt.
Einschlauchen
Die Überschrift sagt es bereits: Damit bereits gelöste Kohlensäure nicht ausschäumt und kein unnötiger Luftsauerstoff ins Jungbier gelangt, muß zum Abfüllen ein Schlauch vom Hahn des Gärbehälters bis zum Faßboden reichen. Durch diesen Schlauch läuft das Jungbier jetzt in das Faß.
Auch hier gilt: Beim Abfüllen direkt aus dem Gärfaß den Bodensatz nicht aufwirbeln.
Dichtigkeit prüfen
Nachdem das befüllte Faß verschlossen ist und alle Fittings festgeschraubt sind, solltest Du sicherstellen, daß keine undichten Stellen zu einem ungewollten Entweichen des nun planmäßig entstehenden Kohlendioxids führen. Insbesondere die bei Hobbybrauer beliebten Kolafässer des Typs Pepsi neigen dazu, erst ab einem gewissen Innendruck richtig dicht zu schließen und bergen somit die Gefahr zwar durchgegorenen, aber schalen Bieres.
Aus diesem Grund schließt Du das Faß nun an eine Kohlendioxidflasche an und läßt Gas hineinströmen. Undichte Stellen erkennst Du dabei gut am Zischen, und meist genügt ein leichtes Ruckeln am Deckel und/oder (bei Kolafässern) ein Zupfen am Entlüftungsventil, damit diese Stellen doch noch richtig dicht werden. Den Druck stellst Du auf etwa zwei bis zweieinhalb Bar ein. Das genügt, um die Zeit bis zum Entstehen des eigentlichen Nachgärungsdruckes zu überbrücken.
Richtigen Druck einstellen (Spunden)
Normalerweise sollte der richtige Druck durch das korrekte Berechnen der Rezens automatisch entstehen. Wenn Du Deinen Rechenkünsten nicht traust oder aus irgendwelchen Gründen vermuten mußt, daß ein zu hoher Druck entstehen könnte, so kannst Du an den Gasanschluß des Fasses ein Überdruckventil anschließen, das, wenn nötig, zu viel Kohlendioxid aus dem Faß herausläßt.
Welchen Druck Du als Grenzwert einstellen mußt, hängt vom gewünschten Kohlensäuregehalt und der Temperatur des Faßinhalts ab. Den Druck kannst Du mit Hilfe des Spundungsrechners (Excel-Datei) ermitteln.
Geeignete Ventile bekommst Du im Fachhandel; Bauteile zum Selbstbauen gibt es beispielsweise im Fachhandel für Heizungsbauer.
Bodensatz entfernen
Ein entscheidender Vorteil bei der Nachgärung in Fässern ist, daß Du, genau wie es professionelle Brauer mit ihren Gärtanks tun, das fertig nachgegorene Bier von den sich am Boden abgesetzten Hefe- und Trubpartikeln trennen kannst und so ein zwar immer noch unfiltriertes, aber weitgehend klares Bier ohne den für die Flaschennachgärung typischen Hefegeschmack erhältst.
Das Abtrennen geschieht, indem Du das fertige Bier mit leichtem Überdruck aus dem Nachgärfaß in ein weiteres, leeres Faß umdrückst. Da Du im Nachgärfaß das Steigrohr, durch welches das Bier herausbefördert wird, etwas gekürzt hast, bleibt der Trub unangetastet am Faßboden liegen, während das Bier klar ins nächste Faß läuft.
Fässer vorbereiten
Wichtig ist, daß Du im Zielfaß nun ein ungekürztes Steigrohr verwendest. Baue das Zielfaß also dementsprechend zusammen. Eine Möglichkeit, das verlorene Volumen des abgetrennten Bodensatzes auszugleichen ist es, ins Zielfaß vor dem Verschließen die entsprechende Menge klaren kalten Wassers vorzulegen. Wenn Du das tun willst, solltest Du Dein Bier vorher dementsprechend ein kleines bißchen stärker und spritziger brauen, denn durch das Wasser werden Stärke, Rezens und Bittere natürlich gestreckt. Gewerblichen Brauern ist eine solche Praxis übrigens nicht erlaubt.
Aufgepaßt: Das Nachgärfaß darf vor dem Umdrücken einige Stunden lang nicht mehr bewegt werden. Sonst wird der Bodensatz aufgewirbelt, und die ganze Mühe des Umdrückens ist vergebens.
Vorspannen
Im Nachgärfaß, worin sich das Jungbier mit dem Bodensatz befindet, herrscht je nach Temperatur und Rezens ein Druck von etwa ein bis zwei Bar. Würdest Du nun dieses Faß mit dem leeren Zielfaß ohne weiteres verbinden, würde duch den Druckunterschied das Bier in das leere Faß hineinschießen und sich die Kohlensäure binnen Sekunden entbinden. Die Folge wäre neben schalem Bier, daß das Zielfaß sofort voll ist, leider aber nur mit Schaum.
Damit das nicht passiert, wird das leere Faß vorgespannt, das heißt, es wird soviel Kohlendioxid hineingegeben, daß der gleiche Druck herrscht wie auch im Nachgärfaß. Am besten kontrollierst Du an beiden Fässern den Druck mit Hilfe eines Manometers, das Du mittels passender Kupplung/Verschraubung an die Fässer anschließen kannst.
Umdrücken
Um das Bier ohne Bodensatz vom Nachgär- ins Zielfaß zu befördern, verbindest Du jetzt in der genannten Reihenfolge:
- Falls Deine Fässer kein integriertes Entlüftungsventil haben: Eine passende Kupplung mit Entlüftungsventil an den Gasanschluß des Zielfasses; sonst kannst Du dort ein Manometer zur Druckkontrolle anschließen,
- die Kohlensäureflasche (Wert am Druckminderer liegt um ca. 0,1 bar über dem Wert der Fässer) mit dem Gasanschluß des Nachgärfasses,
- einen Verbindungsschlauch für das Bier mit passenden Kupplungen/Schraubmuttern zunächst an das Zielfaß, dann an das Nachgärfaß.
Nach dem Öffnen des Druckminderers der Kohlendioxidflasche wird, bedingt durch den geringfügig höheren Druck, schon ein wenig Bier ins Zielfaß hinüberströmen. Durch vorsichtiges Entlüften des Zielfasses sorgst Du nun dafür, daß dort ein möglichst konstanter, nicht zu großer Druckunterschied zum Nachgärfaß herrscht. Dadurch fließt das Bier, ohne daß sich Gas entbindet und Schaum entsteht, nun allmählich in das Zielfaß.
Sobald Du im Bierschlauch an deutlichen Luftblasen erkennst, daß alles Bier umgedrückt ist, trennst Du den Bierschlauch vom Ziel- und dann vom Nachgärfaß und anschließend alle übrigen Verbindungen. Im Zielfaß hast Du nun reifes, gut geklärtes Bier. Der Ausschank (oder die weitere Verwendung) kann beginnen.
In den beiden Abbildungen erkennst Du den (dunkleren) Bodensatz, der dank gekürztem Steigrohr nicht in das Zielfaß gelangt. Zum Ausgleich des fehlenden Volumens ist dort vor dem Umdrücken etwas Wasser (blau) vorgelegt. Die obere Zeichnung skizziert den Einsatz von Kolafässern, die untere den von Bierfässern.
Rezens erhöhen
Neben den schon genannten Vorteilen bietet der Einsatz von Fässern noch eine Möglichkeit, Herstellungsfehler nachträglich zu korrigieren: Ein Faß mit angeschlossener Kohlendioxidflasche gleicht vom Aufbau im Prinzip den beliebten Trinkwassersprudlern, bei denen dem Trinkwasser durch Gasdruck Spritzigkeit zugefügt wird. Das gleiche kannst Du notfalls also auch mit Deinem Faßbier tun; dieser Segen ist Gastwirten übrigens gleichwohl als Fluch bekannt, denn oft wird Faßbier in der Kneipe durch tagelange Zufuhr zu hohen Druckes zu einer unberechenbar wilden Brühe.
Um Dein Bier auf den gewünschten Kohlensäuregehalt zu bringen, gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
-
Die sanfte Methode: Du stellst den Druck auf etwa 0,2 bar über dem gewünschten Wert ein, schließt das Faß mit dem Gasanschluß ans Gas an und läßt die Zufuhr offen. Mit der Zeit nimmt das Bier immer mehr Kohlendioxid auf, bis es sich den neuen Druckverhältnissen entsprechend "gesättigt" hat.
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Die brutale Sprudlermethode: Hierbei setzt Du das Bier einem erheblichen Überdruck von zwei bis drei Bar über dem Zielwert aus und leitest das Gas dabei (genaugenommen: fälschlich) durch den Getränkeanschluß, wofür Du am Gasschlauch natürlich eine dementsprechend "falsche" Getränkekupplung/-schraubmutter anbringen mußt (achte hierbei darauf, daß nicht durch Rückschlag Bier in die Gasarmaturen gerät; hierfür gibt es im Fachhandel geeignete Rückschlagventile). Diesen Sprudelvorgang führst Du binnen einiger Stunden mehrfach durch und kontrollierst vorher regelmäßig den Innendruck des Fasses.
Beide Methoden sind besser als schales Bier, aber natürlich nicht so gut, wie eine von Anfang an richtig eingestellte Rezens. Dafür ersetzen sie aber manchem Hobbybrauer den Trinkwassersprudler gleich ganz: Einige haben tatsächlich stets ein Fäßchen "Hahnenquell medium" im Ausschank...
Flaschen etc. unter Gegendruck befüllen
Bisweilen kannst Du in Gasthausbrauereien die dort gebrauten Biere in Siphonflaschen mit nach Hause nehmen. Diese werden dort aus dem Zapfhahn befüllt und verschlossen. Auf diese Art bleibt das Bier im besten Fall für ein paar Stunden genießbar. Auf Dauer machen sich Sauerstoffeintrag und Kohlensäureverlust jedoch durch zunehmend schalen und nachlassenden Geschmack bemerkbar, sodaß für eine längerfristige Abfüllung ein schonenderes Verfahren notwendig ist.
Genau wie beim Umdrücken von einem Faß ins andere besteht das Geheimnis darin, daß vor dem Abfüllen in der Flasche der gleiche Druck herrschen muß wie bereits im Faß. Dies wird auch hier wieder durch das Vorspannen erreicht. Da Flaschen im Gegensatz zu Fässern keine Anschlüsse für Gas- und Bierschläuche haben, muß ein entsprechendes Füllgerät verwendet werden.
Gegendruckfüller
Gegendruckfüller gibt es in vielen Bauarten, sowohl stationär als auch für den Handbetrieb, mit zahlreichen Füllrohren oder nur einem, für den Fließbandbetrieb oder für Kleinstbrauereien. Die grundlegende Konstruktion ist jedoch immer gleich:
-
Durch ein mehr oder weniger langes Rohr, den Fülldegen, kann (gesteuert durch einen Dreiwegehahn) sowohl Gas zum Vorspannen eingeblasen werden als auch Bier in die Flasche laufen. Ein Gummistopfen sorgt am Flaschenmund für die nötige Dichtheit.
-
Durch ein weiteres, kurzes Rohr, das meist den Fülldegen ein Stück weit ummantelt, strömt mit zunehmender Biermenge das verdrängte Gas wieder aus der Flasche hinaus. Für dieses "Abgas" gibt es zwei Möglichkeiten:
- Das ausströmende Gas wird entweder über ein regulierbares Ventil in die Umgebung abgeblasen, durch den mehr oder weniger starken Druckunterschied läßt sich so die Fließgeschwindigkeit regeln.
- Oder das Gas gelangt durch ein Einwegeventil wieder zurück in den geschlossenen Gaskreislauf. In diesem Fall erfolgt der Bierfluß durch Schwerkraft.
Abfüllvorgang
Das Gegendruckfüllen erfordert ein wenig Übung. Meist geht bei den ersten Versuchen etwas daneben, weshalb Du am besten entsprechende Vorkehrungen triffst.
- Bei Füllern mit geschlossenem Gaskreislauf mußt Du das Faß so stellen, daß der Faßboden immer oberhalb des Flaschenmundes liegt, damit das Bier durch den Höhenunterschied und die Schwerkraft in die Flasche läuft.
- Alle Schläuche gemäß Skizze anschließen.
- Dreiwegehahn auf "Bier" stellen und so lange in ein Auffanggefäß halten, bis der Bierschlauch komplett gefüllt ist und kontinuierlich Bier fließt. Hahn wieder schließen.
- Füller in Flasche einführen und fest anpressen, damit er dicht sitzt.
- Bei Füllern mit regelbarem Abgasventil das Ventil schließen.
- Dreiwegehahn auf "Gas" stellen und Flasche vorspannen, bis der Gasfluß hörbar versiegt ist.
- Den Dreiwegehahn auf "Bier" stellen.
- Ggf. regelbares Abgasventil vorsichtig öffnen, bis das Bier langsam und schaumfrei einläuft. (Bei Schwerkraftfüllern läuft das Bier automatisch.)
- So spät wie möglich und so zeitig wie nötig zuerst ggf. das Abgasventil, dann den Dreiwegehahn schließen.
- Füller vorsichtig, aber möglichst zügig aus der Flasche nehmen und Flasche sofort verschließen.
Partydosen füllen
Übrigens lassen sich mit so einem Füller auch Partyfäßchen hervorragend befüllen, wenn Du zum Beispiel bei einem Grillabend auswärts zwar nicht auf Faßbier, aber auf das Mitschleppen einer vollständigen Schankausrüstung verzichten willst. Diese Fünfliterdosen sind im Gegensatz zu Flaschen undurchsichtig sind somit siehst Du nicht, wann sie voll sind. Hier schafft eine Küchenwaage Abhilfe: Zunächst tarierst Du das leere Faß mitsamt dem Füller aus. Dann wiegst Du während des Füllens (Füller gut festhalten!) ab und an nach und hörst auf, wenn die Waage knapp fünf Kilo (bei Nicht-Fünfliterfässern natürlich entsprechend andere Werte) zeigt.
Woher?
Gegendruckfüller bekommst Du mittlerweile bei vielen Fachhändlern in verschiedenen Ausführungen. Mit ein wenig Geschick haben schon viele Hobbybrauer sich so einen Füller passend zu ihren persönlichen Anforderungen selbst gebaut. Es gibt hierzu einige Diskussionen Diskussionen im Forum.
sehr hilfreich
Wow! Eine tolle Anleitung. Endlich verstehe ich die ganze Faß- (auch Partyfaß-)Geschichte besser. Eine Frage hätte ich noch. Du schreibst
"Auf die verschiedenen Arten geeigneter Fässer einzugehen, würde den Rahmen des Themas
"Abfüllen" sprengen."
Meine Frage ist: wo finde ich mehr Informationen zu verschiedenen Faßtypen? Über einen Verweis (auch Literatur) würde ich mich sehr freuen.
Danke für das Lob. Irgendwann
Danke für das Lob. Irgendwann wollte ich die verschiedenen Fässer noch mal genauer in einem eigenen Artikel beleuchten, samt Vor- und Nachteilen. Im Moment kann ich dir nur empfehlen, mal ein wenig im Forum zu wühlen. Da gibt es immer mal wieder Diskussionen um die "besten" Fässer für Hobbybrauer. Stichwort "keg" liefert sicher viele Ergebnisse.
Besser Bier brauen!
sehr schöne Zusammenfassung
Ich kann mich nur anschließen. Die Zusammenfassung ist sehr informativ. Drei Fragen hab ich da noch:
1. Wenn ich mein Bier im Fass vergäre, muss ich das Fass dann "spundvoll" machen? Ich braue etwa 70l Pro Sud. Wenn ich mir ein 100l Fass zum vergären besorge, dann ist dieses ja nicht ganz voll.
2. Woran erkenne ich bei der Fassgärung, dass die Gärung abgeschlossen ist? Meine Gärzeiten sind sehr unterschiedlich, so dass ich nix auf gut Glück machen möchte.
und 3. Ich möchte nach der Fassgärung dann in Bügelflaschen abfüllen. Soweit so gut bzw so klar, aber wenn ich wie oben beschrieben den Füllstutzen aus der Flasche nehme, dann ist da ja kein Überdruck mehr drauf. Ploppt die Flasche dann überhaupt noch? Oder sollte ich bei daher bei sehr niedriger Temperatur abfüllen um die Kohlensäure optimal zu binden?
Danke schonmal im Voraus
Erst mal ne grundsätzliche
Erst mal ne grundsätzliche Frage: Du sprichst jetzt schon von der Nachgärung im Faß, ja?
In dem Fall gilt: Voll ist besser, aber m.E. nicht zwingend nötig. Der Kopfraum ist ja mit CO2 gefüllt.
Daß nichts mehr nachgärt erkennst du daran, daß kein Druckaufbau mehr erfolgt sondern der Druck konstant bleibt.
Beim Abfüllen mit dem Gegendruckfüller nutzt du zwischen Entfernen des Füllers und Verschließen die "Schrecksekunde" des Biers (die Zeit, bis der fehlende Gegendruck zum Sprudeln führt). Wenn der Deckel/Kronkorken drauf ist, kann dir egal sein, was in der Flasche passiert.
Besser Bier brauen!