Du findest Bierbrauen eine tolle Sache aber dieses permanente "Gewehr bei Fuß stehen" während des Brauens geht dir ein wenig auf den Zeiger. Oder du willst es einfach nur bequem haben, aber weißt nicht wie? Das sollte doch heutzutage überhaupt kein Problem mehr darstellen. Genau das dachte ich mir auch und ich fing an meine Anlage sukzessiv auszubauen. Für alle die das gerne auch hätten versuche ich das jetzt mal "step by step" zu erklären und zu erörtern.
Vorab noch folgender, wichtiger Hinweis!!!
Ich möchte darauf hinweisen, dass die unten genannten Arbeiten nur von fachkundigen Personen durchgeführt werden dürfen, da es bei falscher Handhabung zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen kann. Eine Haftung bei Schäden wird ausgeschlossen.
Das Rührwerk
Das monotone Rühren ist wohl eine der ersten Sachen, die selbst dem gestandenen Bierbrauer mit der Zeit deutlich auf die Nerven geht. Falls man keine Kinder und/oder Frau zur Verfügung hat, die einem diese Aufgabe abnehmen kann, kann nur noch die Technik helfen. Die gängigste Variante ist da sicher der Scheibenwischermotor. Diesen bekommt man für schmales Geld in der Bucht und man kann so einen auch vernünftig einsetzen. Alternativ kann man sich auch einen Motor suchen. Wichtig ist, dass die Drehzahl nicht zu hoch ist (30-45U/min) und der Motor ein Drehmoment von 6Nm oder mehr hat. Mein eigener hat 6Nm und reicht um bis zu 80L mit ~20kg Schüttung zu rühren. Wer größere Mengen braut sollte unbedingt zu einem stärkeren Motor greifen.
Ein normaler Scheibenwischermotor läuft auf 12V oder 24V. Heißt, man benötigt noch ein passendes Netzteil um diesen nutzen zu können. Ich persönlich würde zu einem 24V Gerät raten, da in der Industrie die 24V Geräte viel häufiger anzutreffen sind als 12V Geräte (uninteressant wenn es nur ein Motor sein soll und mehr nicht). Mein Netzteil ist von PULS. Diese sind sehr robust, können kurzeitig auch mal mehr Strom liefern. Haben aber den Nachteil, dass sie nicht ganz preiswert sind. Mit meinem neuen 240W Mean Well Netzteil bin ich auch sehr zufrieden, diese sind nicht ganz so teuer.
Hat man seinen Motor und ein passendes Netzteil muss dieser noch mit einem Rührer verbunden werden.
Einen Rührer kann man sich aus diversen Teilen zusammen bauen. Zuerst wird Rundstahl benötigt, vorzugsweise Vollmaterial, da damit ausgeschlossen ist, dass Maische in das innere fließt. Als Material würde ich Edelstahl empfehlen. Man kann diesen gut reinigen und es ist lebensmittelecht. Zur Not geht auch Kupfer, es läuft einem mit der Zeit allerdings an. Auch Aluminium kann genommen werden. Sowohl Kupfer wie auch Aluminium sind recht weich im Gegensatz zu Edelstahl. Normaler Stahl kann auf keinen Fall benutzt werden, da dieser in der feuchten, warmen Umgebung sofort zu rosten beginnt. An das untere Ende der Welle wird ein Blech geschraubt, welches als Rührer dient.
An die andere Seite muss eine Kupplung, um die Welle mit dem Motor zu verbinden. Sollte man keinen Zugang zu einem Lieferanten für Kupplungen haben, kann man sich auch eine selber bauen.
Man nimmt ein kurzes Stück Rundstahl und bohrt ein Loch durch. Dieses sollte so groß sein, dass die Welle und der Zapfen vom Motor hinein passen. Nun müssen in die Seite noch zwei Bohrungen gebohrt werden und anschließend ein Gewinde hinein geschnitten werden. Wenn man nun die Welle und den Zapfen in die Kupplung steckt kann man diese per Schrauben fixieren.
Vorzugsweise sollte die Welle mit einem Lager gelagert werden, wenn man an eins kommt.
Ansonsten hängt die komplette Last an dem Zapfen des Motors. Der Motor kann über die vorgesehene Befestigung an einem Blech verschraubt werden, welches über dem Maischebottich liegt.
Das sollte vorerst alles sein, um die Rührarbeiten automatisch ablaufen zu lassen.
Wie halte ich denn nun meine Temperatur?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich fange erst mal ganz einfach an.
a) Ein Glühweintopf mit eingebautem Thermostat regelt das selber, kein Zusatz nötig.
b) Wenn elektrisch geheizt wird, wäre am einfachsten ein UT 100 oder 200 zu benutzen. Man gibt die Temperatur ein und das Gerät schaltet den Strom an wenn die Temperatur unterschritten wird und aus wenn die Temperatur erreicht ist.
c) Hat man einen Gasbrenner sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Aber kein Problem auch das lässt sich gut und einfach erledigen. Als erstes wird ein Gasfeuerungsautomat benötigt. Ich selber nutze einen Satronic TFI 812.2. Dieser Automat übernimmt folgende Aufgaben: Spannung an Zündtrafo, Freigabe von Gas, Flammenüberwachung.
Daher werden auch noch folgende Komponenten benötigt: Zündtrafo, Zündelektrode, Ionisationssonde, Magnetventil und natürlich ein Gasbrenner. Wie sieht das im Einzelnen nun aus? Als erstes bekommt der Zündtrafo "Strom". Dieser transformiert (so bei mir) die 240V auf ~8.000V hoch.
Satronic Zuendtrafo ZT 870 230V
Diese 8.000V fließen durch ein Zündkabel zu einer Zündelektrode. Hinweis: Nur speziell für Züntrafos vorgesehene Leitungen verwenden. Lebensgefahr! Diese Zündelektrode wenige Millimeter über den Düsen des Gasbrenners. Bei mir sind zwei Zündelektroden vorhanden wobei die zweite nicht angeschlossen ist. Ist auch nicht unbedingt notwendig. Sobald der Strom fließt sieht man einen blauen Lichtblitz der zwischen Zündelektrode und Gasbrenner aufflackert. Sieht man diesen nicht ist entweder etwas in der Schaltung nicht in Ordnung, der Abstand zu groß, der Feuerungsautomat nicht korrekt angeschlossen oder gegebenenfalls defekt. Nach wenigen Sekunden gibt der Feuerungsautomat den Strom für das Magnetventil frei, so dass dieses schalten kann und das Gas beginnt zu strömen.
Eine Verbrennung des Gases sollte demnach auch fast direkt nach öffnen des Magnetventils stattfinden. Das Magnetventil sollte ohne Strom geschlossen sein, bedeutet die Schaltung NC haben. Ansonsten ist das Magnetventil immer geöffnet, wenn das Ventil nicht unter Spannung steht! Dies könnte ungewollten Gasaustritt verursachen! Bei erfolgreicher Zündung und Verbrennung gibt die Ionisationssonde ein positives Signal an den Zündtrafo.
Wenn das Signal positiv ist, fließt das Gas und der Kochtopf wird beheizt. Damit der Strom korrekt fließen kann und auch zur eigenen Sicherheit muss der Gasbrenner mit einer mindesten 6mm² starken Leitung geerdet werden. Den Gasfeuerungsautomaten kann man per UT 200 schalten. Also das Thermoelement in die Maische werfen und die Temperatur eingeben.
Alles schön und gut aber wie schließe ich die Gerätschaften denn an?
Genau das wird an dieser Stelle beschrieben damit auch nichts schief geht.
1. Der Feuerungsautomat
Falls man sich für mein Model, oder ein anderes desselben Herstellers entschieden hat, empfehle ich sich auch den optional erhältlichen Klemmsockel zu kaufen. Dieser erleichtert den Einbau enorm und vor allem das Anschließen der Kabel.
Die Pfeile zeigen direkt auf die auf dem Foto schlecht erkennbaren Nummern (9 Absteigend zu 1). Anhand dieser lassen sich direkt die Richtigen Kabel an der Richtige Stelle anschließen. Diese Stimmen mit der Nummerierung am Zündautomat überein wie auf dem nächsten Bild zu sehen.
Also was muss denn wo hin?
- An diese Stelle (Pfeil schwarz) kommt die Ionisationssonde. Ein „Kabel zurück“ gibt es nicht. Der Brenner muss geerdet senn und wenn die Flamme brennt kann ein Strom durch die Flamme „in die Erde“ fließen. Diesen Stromfluss kann der Automat messen und „weiß“ dann, ob die Flamme brennt oder ob nicht.
- Nicht belegt
- An diese Klemme wird der Zündautomat angeschlossen. Der Nullleiter wird an eine beliebige Klemme in der unteren Reihe (Pfeil blau) geschlossen. Diese Reihe ist untereinander gebrückt.
- An diese Klemme kann ein zusätzliches Gebläse angeschlossen werden. Bei einem sehr großen, starken Brenner wäre dies eventuell notwendig. Bei den von Hobbybrauern benutzten Hockerkochern ist dies nicht notwendig.
- An diese Klemme wird das Magnetventil angeschlossen. Das Magnetventil kann nur dann direkt an dieser Klemme angeschlossen werden wenn es a) mit 240V betrieben wird und b) die Normalschaltung NC hat. Läuft es mit 12V oder 24V muss ein Relay zwischengeschalten werden. Dann wird das Relay mit den 240V geschaltet (Achtung, auch bei einem Relay die Schaltleistungen und Spannungen beachten!) und gibt wiederum die 12V/24V für das Magnetventil frei. Bei einem NO Ventil muss ein Relay zwischengeschalten werden, dass bei anliegenden 240V kein Stromfluss mehr ermöglicht. Von einem NO Ventil rate ich ab, da dieses ohne Spannung immer offen ist! Diese Schaltungsart ist zudem nicht „Drahtbruchsicher“, d.h. bei einem Defekt (Wackelkontakt) strömt das Gas weiter. Der Nullleiter wird auch in der unteren Reihe angeschlossen (blauer Pfeil). Achtung, nur dann möglich, wenn ein 240V Magnetventil genommen wird!
- Hier könnte ein weiteres Magnetventil geschaltet werden, ist aber nicht notwendig.
- Diese Klemme dient zum Entstören (nicht bei allen Modellen, das oben genannten unterstützt die Funktion NICHT). Wenn es zu einer Störung kam kann hier durch kurzes Schließen des Kontaktes der Automat entstört werden. Alternativ lässt sich der Automat über den Knopf auf der Vorderseite entstören. In jedem Fall muss der Automat vor dem Entstören aus und wieder angeschaltet werden.
- Hier wird der Nullleiter angeschlossen. Wenn die untere Reihe benutzt wird einfach Klemme 8 mit der unteren Reihe (blaue Pfeile) verbinden. Dann muss aber der Nullleiter des Anschlusskabels in der unteren Reihe angeschlossen werden. Damit sind mit einem Mal alle Nullleiter angeschlossen.
- Hier wird die Phase des Anschlusskabels angeschlossen.
- Klemme 10 gibt es nicht aber dennoch bitte das Erdungskabel an die vorgesehene Position in zweiter Reihe anschließen (grüner Pfeil)
2. Der Zündautomat
Dieser wird, wie oben beschrieben, an Klemme 3 und die Nulleiterreihe gehängt. Der Zündautomat transformiert die Spannung von 240V auf mehrere 1000V hoch (je nach Gerät). Es muss auf jeden Fall ein geprüftes Zündkabel verwendet werden, da diese über eine deutlich stärkere Isolation verfügen als normale Stromkabel. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass das Zündkabel den richtigen Anschlussdurchmesser hat. Es gibt 6 und 8mm Stecker. Diese Kabel gibt es fertig zu kaufen, alternativ gibt es auch Zündkabel als Meterware und passende Stecker als Zubehör zu kaufen. Es gibt zwei Ausführungen, einmal mit einer Leitung, einmal mit zwei Leitungen. Eine reicht meiner Meinung nach völlig aus und spart eine zweite Leitung.
3. Die Zündelektrode
Vom Zündautomat geht es per Zündkabel direkt zur Zündelektrode. Diese gibt es in doppelter Ausführung oder auch in Einzellausführung. Bei der Einzellausführung muss der Brenner geerdet werden und der Zündfunkte springt von Elektrode zum Brenner. Bei der Doppelausführung können zwei Funken zum Brenner springen oder der Funke springt „von der einen, zur anderen“ Elektrode. Ist aber nur bei einem Trafo möglich, der einen Nullleiter und Phasenanschluss auf Ausgangsseite hat (Typenschild prüfen). Der Vorteil ist der, dass der Stromkreis intern geschlossen ist und eine Stromschlaggefahr ausgeschlossen ist. Ich empfehle die Einzellausführung, da diese vollkommen ausreicht. Meine Zündelektrode ist in Doppelausführung, es ist aber nur eine Elektrode angeschlossen, da ich keinen passenden Trafo für die Doppelausführung habe. Damit bringt mir die zweite Elektrode nichts und ist „nur“ da.
4. Die Ionisationssonde
Diese wird mit Klemme 1 des Feuerungsautomaten verbunden. Das Kabel geht direkt an die Sonde. Damit diese richtig funktioniert muss der Brenner geerdet werden, da ansonsten kein Stromfluss möglich ist. Auch sollte diese nur wenige Millimeter über dem Brenner angebracht werden. Die Spitze der Sonde kann direkt in der Flamme angebracht werden, ein thermischer Schaden tritt dadurch nicht ein.
5. Das Magnetventil
Die Auswahl des Ventils wurde bereits unter Punkt 1 genauer beschrieben. Das Kabel wird dann direkt am Ventil nach Beschriftung angeschlossen. Der einfachste Einbau in die Gasleitung erfolgt über zwei Schlauchtüllen. Dazu zuerst ein wenig Teflon Band um die Schlauchtüllen, diese in das Ventil schrauben, Schlauch durchschneiden, über die Tüllen schieben, mit einer Schlauchschelle festziehen, fertig. Wer den Schlauch nicht zerschneiden möchte kann sich auch entsprechende Adapter besorgen. Nur muss man beachten, dass man einen Adapter vonn Zoll mit Linksgewinde auf ein ISO M Rechtsgewinde benötigt. Da ich nichts Passendes gefunden habe, habe ich den Schlauch kurzerhand zerschnitten.